Report: Mit Erleichterung ins Abenteuer

Düsseldorf (dpa) - Kein Streik, kein Stress, kein langes Warten: Die Erleichterung nach dem geplatzten Fluglotsenstreik war am Donnerstag groß am Düsseldorfer Flughafen. Noch am Vorabend hatten viele Passagiere mit bangem Blick nach Frankfurt geschaut.

Als dann bekannt wurde, dass dort das Arbeitsgericht die Aktion untersagt hatte, hieß es: aufatmen. Als die Fluglotsen anschließend in Berufung gingen, sorgte das für ein neues kurzes Stimmungstief - ehe die endgültige Absage der Arbeitsniederlegungen alle Reisepläne Wirklichkeit werden ließ.

Am Düsseldorfer Flughafen ist von dieser Anspannung am Donnerstagmorgen erst einmal nichts zu spüren. Ohne Probleme geht es an den Schaltern voran. „Der Flugbetrieb ist ganz normal angelaufen“, sagt auch ein Flughafensprecher. Doch in den Schlangen vor den Check-in-Schaltern berichten die mit schweren Koffern bepackten Reisenden von ihren Sorgen.

„Ich saß gestern die ganze Zeit vor dem Fernseher und habe gehofft, dass alles gut geht“, erzählt Milena Duksa. Die 16-jährige Bochumerin fliegt für einen Austausch zehn Monate in die USA. „Ein Ausfall oder eine Verspätung wäre mit vielen Schwierigkeiten verbunden gewesen“, sagt ihre Mutter. In Atlanta wartet ein Anschlussflug, in Oklahoma die amerikanische Gastfamilie. Und nächste Woche beginnt bereits die Schule. „Da wäre meine Eingewöhnungszeit womöglich sehr viel kürzer gewesen“, schildert Milena ihre Sorgen. Außerdem: „Ich fliege nicht so oft, und gerade dann passiert so etwas.“

Reinhard Uhling aus Ahaus hatte schon nach einer Alternative gesucht. „Wir haben überlegt, wie wir reagieren können, aber da ist man ziemlich machtlos“, sagt Uhling. Mit der Familie und einer Freundin seiner Tochter will er nach San Francisco. „Auch die Fluglinie riet uns nur, die Situation zu beobachten.“

Andere machten sich weniger Sorgen. „Das wäre mir egal gewesen, da ich ja eh nichts daran hätte ändern können“, meint Saskia Sandmann. Die 28-jährige Kölnerin wollte mit ihren zwei Töchtern und ihrer Nichte nach Israel fliegen, um ihre Familie zu besuchen und Urlaub zu machen. Katharina Wiebe aus Düsseldorf glaubte nach eigener Aussage ohnehin nicht, dass tatsächlich gestreikt wird. Dennoch ist auch sie erleichtert über die Streikabsage.

Viele Reisende äußern grundsätzlich Verständnis für die Streikpläne der Fluglotsen. „Es muss aber nicht gerade zur Urlaubszeit sein“, kritisiert Reinhard Uhling. Milena Duksa sagt: „Da wird zu viel lahmgelegt.“

Zumindest am Donnerstag ist dieser Fall aber nicht eingetreten. Auf den elektronischen Anzeigetafeln des Flughafens erscheint am Morgen keine einzige Verspätung. Milena wird von ihrer Familie mit kleinen Amerika-Fahnen verabschiedet. Das große Abenteuer kann beginnen.