Report: „Normalität“ als Glücksfall für die Monarchie

London (dpa) - Es braucht nur einen Atemzug, um das Bürgermädchen Catherine Elizabeth Middleton in eine andere Sphäre zu katapultieren. Mit ihrem Jawort an Prinz William wird sie von Kate zu „Princess William of Wales“, und damit ändert sich so viel mehr als nur ihr Name.

Zwar hat sich die Braut des Prinzen in rund sieben Jahren Beziehung auf ihre neue Rolle als womöglich künftige Königin vorbereiten können. Und als „Aschenputtel“ geht die 29-Jährige mit ihrer Herkunft aus gehobenen Mittelklasse-Kreisen ohnehin nicht durch. Doch selbst, wenn das Wort abgegriffen erscheint: Sobald sie Prinzessin ist, wird Kate die Hoffnungsträgerin für die britische Monarchie. Sie könnte dafür sorgen, dass das Haus Windsor auch das 21. Jahrhundert überlebt. Denn dafür muss Modernisierung in Maßen her - ein wieder einmal fälliger Abgleich mit der Realität.

„Veränderung ist zur Konstante geworden.“ Fast klangen diese denkwürdigen Worte, die Queen Elizabeth II. in der Rede zu ihrem Goldenen Thronjubiläum 2002 wählte, wie ein persönliches Bekenntnis. In den Jahren zuvor hatte die eigentlich als Fels in der Brandung stehende Königin genau das schmerzlich lernen müssen. Nach dem Unfalltod von Williams Mutter Diana 1997 war die Monarchie in eine ihrer schwersten Krisen des Jahrhunderts gestürzt. Bis heute ist fraglich: Wird sie nach dem Tod der Queen, deren Regnum nicht ernsthaft infrage steht, überhaupt noch bestehen können?

Die ständigen Veränderungen zu verwalten und richtig damit umzugehen, sagte Elizabeth in ihrer Jubiläumsrede weiter, das sei eine immer größer und wichtiger werdende Aufgabe. Denn: „Die Art und Weise, wie wir damit umgehen, bestimmt unsere Zukunft.“ Das gilt auch für die Monarchie selber.

Was haben Kate und William da zu bieten? Ob es geschickt inszeniert ist oder tatsächlich aus dem tiefsten Innern der beiden kommt, ist schwer zu sagen, doch die beiden wollen vor allem „ganz normal“ sein und leben. Sie mieten ein Cottage in Wales, William fährt mit dem Motorrad zur Arbeit, regelmäßig werden sie im Supermarkt gesehen.

Kate und William sind volksnah und zugänglich, echte Identifikationsfiguren vor allem für die jüngere Generation. Dafür werden sie vom Volk geliebt. Und auf Volkes Gnade sind die Royals seit langer Zeit angewiesen - auch, wenn die Queen selber sich in der Rede am Tag ihrer Krönung 1953 noch auf Gottes Gnade berief. In der konstitutionellen Monarchie mussten die britischen Könige über die Jahrhunderte Schritt für Schritt mehr Vorrechte und Macht abtreten, wurden de facto immer unwichtiger.

Historiker und Kommentatoren wie Peter Oborne von der britischen Zeitung „The Daily Telegraph“ sind sich weitgehend einig: Je mehr Macht die Royals abgaben, desto beliebter wurden sie. So überlebten die Briten die gesellschaftlichen Veränderungen - vor allem zu Beginn des 20. Jahrhunderts - während andernorts wie etwa in Deutschland, Österreich oder Russland die Monarchien verschwanden.

Rational ist nicht vollends zu erklären, warum sie überhaupt noch bestehen können, schreibt Oborne. „Es ist irrational. Es ist sentimental. Es ist absurd. Und manchmal völlig schrullig. Aber trotzdem funktioniert die Monarchie.“ Das liege daran, dass sie genau das vermenschliche, was sonst weit weg erscheint. Wer könne sich schon mit einem Parlamentsbeschluss, einer Richtlinie aus Brüssel oder einem Minister identifizieren. Bei der Königsfamilie gebe es Tragödien, Freuden und Familiendramen zu teilen, meint Oborne. Genau wie bei den Clans der Kennedys, Bushs oder Clintons in den USA.

Die Hochzeit des Prinzen mit der so „normal“ wirkenden Frau ist ein absoluter Glücksfall für die Monarchie. Denn zum Selbsterhalt setzten Könige schon immer auch Feste und Selbstinszenierung ein. Tradition, Prunk und Glorie, vermischt mit der modernen Ausstrahlung des Paares - kein Wunder, dass die Massen jubeln werden.