Report: Tödliche Flut - Dramatische Situation in Bayern
Simbach (dpa) - Das Brummen der Rettungshubschrauber und das Heulen der Sirenen sind verstummt. Es ist eine fast gespenstische Ruhe, die sich über die Innenstadt von Simbach am Inn gelegt hat.
Erschöpfte Feuerwehrleute und Polizisten gehen in der Nacht durch die dunklen Straßen, ihre Taschen- und Stirnlampen werfen kurze Streiflichter auf das Bild der Verwüstung, das sich links und rechts von ihnen bietet: Zerborstene Schaufenster, völlig zerstörte Geschäftsräume. Wie im Krieg sieht es aus in der Straße, die sich durch den beschaulichen Ort in Niederbayern zieht. Und an einer Kreuzung, von grellen Scheinwerfern erhellt, steht ein Leichenwagen.
Drei Tote haben Taucher nach der verheerenden Überschwemmung in dem niederbayerischen Ort im Erdgeschoss eines Mehrfamilienhauses gefunden, drei Erwachsene. Um wen es sich handelt, weiß die Polizei am späten Abend noch nicht. Bewohner der oberen Stockwerke, die gerettet werden konnten, hatten auf die vermissten Bewohner im Erdgeschoss aufmerksam gemacht. Landrat Michael Fahmüller zeigt sich in einer ersten Reaktion auf diese Nachricht tief betroffen: „Unser Mitgefühl gilt den Angehörigen.“ Kurze Zeit später ist die zerstörte Straße für Passanten komplett gesperrt.
Kurze Zeit später meldet die Polizei auch ein viertes Todesopfer der Flut: In Julbach, wenige Kilometer von Simbach entfernt, wird eine Frau tot aus einem Bach gezogen. Sie hing über einem Baumstamm. Wie viele Menschen nach dem Schicksalstag im niederbayerischen Landkreis Rottal-Inn noch vermisst werden, kann das Landratsamt am Abend nicht sagen - ebenso wenig, wie viele Verletzte das Hochwasser gefordert hat. Es gebe keine konkreten Hinweise auf weitere Vermisste, sagt eine Sprecherin - aber: „Es ist alles ein großes Chaos.“
Klar ist, dass in Simbach - und auch in den anderen betroffenen Gemeinden wie Triftern - nach diesem Tag nichts mehr so sein wird, wie es einmal war. 9000 Haushalte waren ohne Strom. In Simbach wurden Autos und Bäume weggespült.
Die Schäden sind verheerend und liegen nach ersten Schätzungen in zweistelliger Millionenhöhe. Ganze Wohnsiedlungen sind völlig verwüstet und wohl bis auf weiteres unbewohnbar. Die Gartenstraße muss ein hübsches Wohnviertel gewesen sein, bevor die Flut kam. Danach ist es nur schwer vorstellbar, wie Familien dort wieder leben können. Autos liegen auf dem Dach, Kinderrutschen und Trampoline sind überschwemmt - und Boote der Wasserwacht fahren dort, wo früher einmal Straßen und Vorgärten waren. „Hallo, hallo“, rufen die Helfer - für den Fall, dass sich noch Menschen in den überschwemmten Häusern befinden.