Report: „Wir sind zweistellig!“ - Jubel bei der AfD
Berlin (dpa) - Das Ergebnis für die eurokritische Newcomer-Partei fällt noch besser aus als erwartet. Die AfD jubelt, aber dezent. Man gibt sich auch nach dem Erfolg bei der für sie so wichtigen Sachsen-Wahl gediegen und konservativ.
Die Alternative für Deutschland (AfD) erlebt einen historischen Tag: Erstmals zieht die rechtskonservative neue Partei in einen Landtag ein - und dann auch noch mit einem möglicherweise zweistelligen Ergebnis. Doch Freudentränen und lauter Jubel gehören nicht zum emotionalen Repertoire der eurokritischen Newcomer-Partei. „Es sieht ja wohl nicht so schlecht aus“, sagt Parteichef Bernd Lucke und lächelt. Als die erste Hochrechnung veröffentlicht wird, klatschen die Parteifreunde.
Die Herren tragen zur Wahlparty in der Berliner Parteizentrale mehrheitlich blauen Zwirn, die Damen elegantes Schuhwerk. In der Küche steht gekühlter Sekt der Marke „Rotkäppchen“ - schließlich will man ja im Moment vor allem im Osten gefallen.
Bundesgeschäftsführer Georg Pazderski ist an diesem Wahlabend schon drei Schritte weiter. Er geht davon aus, dass die AfD nach der erfolgreichen Sachsen-Wahl Mitte September auch in Brandenburg und Thüringen in die Landtage gewählt wird. „Ich blicke jetzt schon auf die Wahlen in Bremen und Hamburg im Frühjahr“, sagt er.
Bis dahin werden die „Feuerlöscher“ der Partei wohl noch mehrfach ausrücken müssen. Denn die AfD-Spitze weiß, dass unter den Mitgliedern, die man angeworben hat, auch einige Polit-Neulinge sind, die durch unbedachte Äußerungen Unheil anrichten können. „Bei einer neuen Partei ist das ganz normal“, sagt Pazderski. Was er nicht sagt, ist, dass einige dieser Querschläger, die in den vergangenen Monaten für Ärger gesorgt hatten, aus dem rechtsnationalen Milieu stammten.
Auftritt Hans-Olaf Henkel - der ehemalige Industrie-Lobbyist trägt zur Wahlparty einen Sonnenhut und eine getönte Brille. Böse Zungen behaupten, er sei vor allem Mitglied der erst 2013 gegründeten Partei geworden, weil er sich mit dem Abstieg in die Bedeutungslosigkeit des Rentner-Daseins nicht habe abfinden können. Für die Partei ist er vor allem im Westen wichtig, wo er bekannt ist und für Seriosität steht. Im Sachsen-Wahlkampf, in dem Themen wie Kriminalitätsbekämpfung und Bildungsmisere wichtiger waren als Wirtschaftsfragen, spielte er keine sehr tragende Rolle.
„Jetzt, wo wir in Sachsen drin sind, klappt es auch bei der nächsten Bundestagswahl“ - davon ist die AfD-Parteispitze fest überzeugt. Doch man bemüht sich vor der Presse trotzdem, den Ball flach zu halten. „Bei mir persönlich liegt das daran, dass ich nach der Bundestagswahl 2013, als wir am Schluss doch nur knapp unter fünf Prozent lagen, in ein tiefes Loch gefallen war - das soll mir nicht noch einmal passieren“, sagt Detlev Frye, Sprecher der Partei in Brandenburg. Dort wird in zwei Wochen gewählt - und die Umfragewerte für Brandenburg waren bisher nicht so gut wie für Sachsen.