Report: Zwei Menschen sterben im Kanalschacht
Schwäbisch Gmünd (dpa) - Die Tragödie spielte sich in einer Straßenunterführung ab, zwischen einem Wohngebiet und dem Stadtzentrum von Schwäbisch Gmünd.
Aus einem Kanalschacht, voll gelaufen mit braunem Schlamm, bergen Polizeitaucher am Montagvormittag die Leichen der 21 und 38 Jahre alten Männer. 14 Stunden zuvor waren sie vom Wasser mitgerissen worden.
Der junge Mann habe wohl einen Ball vor den Fluten retten wollen, vermuten Zeugen. Doch der 21-Jährige wird von den Wassermassen wegzogen. Ein Feuerwehrmann versucht, ihn zu retten. Und verschwindet ebenfalls in dem Kanalschacht, wo beide sterben.
Vermutlich sei zuvor ein Kanaldeckel weggespült worden, sagt der Polizeisprecher. Dann sei wohl ein extremer Sog entstanden. Die Unterführung läuft in der Nacht des verheerenden Unwetters bis knapp unter die Decke mit Wasser voll, wie das Video eines Anwohners zeigt.
Viel ist am Montagvormittag nicht zu sehen von den Aufräum- und Sucharbeiten. Die Unterführung ist mit Bauzäunen und blickdichter Folie abgesperrt. „Das ist so ein großer Schock für die Menschen hier“, sagt Stadtsprecher Markus Herrmann. Die Gmünder Feuerwehr zeigt sich „erschüttert über den Tod des ehrenamtlichen Feuerwehrkameraden“.
Oberbürgermeister Richard Arnold steht auf dem Bahnhofsvorplatz und berichtet über die Nacht. Gegen 22.00 Uhr, als sich das Drama ereignete, habe sich die Lage eigentlich gerade entspannt. „Mit dem abziehenden Wasser haben wir schon Erleichterung verspürt.“ Dann aber habe ihn die Meldung der zwei Vermissten erreicht. „Das war ein Schlag.“
Von den Wassermassen, die in die Unterführung flossen, wurde auch das Sportgeschäft von Irena Schoell (43) geflutet. Das Wasser stand gut einen Meter hoch, wie Spuren an den Wänden zeigen. Helfer werfen nun Kleider, Schuhe, Schaufensterpuppen in einen Container im Hof. „Das ist ein Alptraum“, sagt Schoell.
Verkaufsleiter Alexander Siebert (36) hat von der Vermutung gehört, der 21-Jährige könnte einem davonschwimmenden Ball nachgegangen sein. In der Nacht war Ware aus dem Geschäft gespült worden. Bisher ist dies allerdings nur eine Vermutung - die Polizei ermittelt die Hintergründe noch.
„Mir ist es eiskalt den Rücken runtergelaufen“, sagt der Leiter eines Bausparkassen-Büros in Sichtweite der Unterführung, Christoph Riehm (48), zum Tod der Männer. Über das Unglück geraten die Schäden an mehreren Hundert Häusern in der Stadt beinahe in den Hintergrund. Am Tag nach dem Hochwasser seien die Menschen in Aufruhr, in der Stadt herrsche Chaos, sagt Riehm. Alle Kunden hätten die Termine für Montag abgesagt, viele Kollegen seien zuhause geblieben. Um Wasser aus ihren Keller zu schöpfen.