Ruhe an der Witzelstraße nach Anti-Terror-Einsatz

Düsseldorf (dpa) - Die Witzelstraße in Düsseldorf wirkt ein wenig verschlafen unter der Nachmittagssonne. Der Samstagsverkehr braust vorbei, Fußgänger gibt es kaum. Auch das blassrosa Mietshaus mit der Nummer 24 wirkt friedlich, geradezu unbelebt.

Die Rollläden im Erdgeschoss sind heruntergelassen. Man kann klingeln, doch es reagiert niemand.

Während die Ermittler in Karlsruhe über ihren Fahndungserfolg informieren, deutet in Düsseldorf fast nichts mehr darauf hin, dass es hier einen Tag zuvor einen Anti-Terror-Einsatz gegeben hat. Fahnder des Bundeskriminalamts hatten insgesamt drei Al-Kaida-Verdächtige in Düsseldorf und Bochum festgenommen. Sie sollen einen Anschlag geplant.

Nur einige ums Haus lungernde Journalisten geben einen Hinweis darauf, dass hier etwa passiert ist. Ein paar Leute beobachten vor der benachbarten Trinkhalle das Treiben der Presseleute. Zu dem Grüppchen gehört Patricia Niemand. Sie wohnt in der Witzelstraße 26, also in direkter Nachbarschaft zu der mutmaßlichen Terrorzelle. Am Freitag seien die Verhaftungen natürlich Thema Nummer eins in der Straße gewesen: „Da habe ich zu meinem Lebensgefährten gesagt, dass ich froh bin, dass da nichts passiert ist mit dem Sprengstoff.“

Andere haben von den Geschehnissen offenbar gar nichts mitbekommen. Eine Anwohnerin schiebt gerade ihr Fahrrad aus einem benachbarten Hauseingang. Sie ist wegen der Verhaftungen nicht beunruhigt, sondern überrascht: „Davon wusste ich noch gar nichts. Das ist jetzt aber auch kein komisches Gefühl für mich: Wer weiß, wo noch überall Terroristen sind?“

Patricia Niemand kennt die Verhafteten nur vom Sehen, sie hätte niemals mit einem terroristischen Hintergrund gerechnet. „Das traut man denen gar nicht zu, das sind ganz ruhige Menschen, manchmal standen sie am Fenster“, erzählt die 43-Jährige. Ein Bekannter von ihr schaltet sich in das Gespräch ein: „Man sollte jetzt aber auch nicht alle über einen Kamm scheren. Da gibt es wirklich viele nette und einwandfreie Leute“, erklärt er mit Blick auf die ausländischen Wurzeln der Verhafteten.

Die Festgenommenen hätten geplant, einen mit Metallteilen versetzten Sprengsatz in einer größeren Menschenmenge zur Explosion zu bringen, sagte der Präsident des Bundeskriminalamts, Jörg Ziercke. Ein genaues Anschlagziel stand aber noch nicht fest. Ein mögliches Ziel hätten auch Großveranstaltungen in der Region Düsseldorf sein können. Manch einem in der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt läuft es da kalt den Rücken herunter: Mitte Mai steht in der örtlichen Arena mit dem Eurovision Song Contest die weltgrößte Musikshow bevor.