Schicksalsschlag für von der Leyen bei Truppenbesuch
Masar-i-Scharif (dpa) - Sieben Minuten lang nahm sich Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen zusammen und redete zu den Soldaten im Bundeswehrcamp von Masar-i-Scharif, als wenn nichts gewesen wäre.
Sie bedankte sich für den gefährlichen Einsatz der Truppe in Afghanistan und stimmte sie auf die anstehende Ausbildungsmission nach 13 Jahren Kampfeinsatz ein. „Deutschland blickt auf Sie mit Stolz und mit Respekt“, sagte die CDU-Ministerin den Soldaten, die sich auf dem improvisierten Weihnachtsmarkt im Camp Marmal versammelt hatten.
Erst dann setzt sie an, über den Schicksalsschlag zu sprechen, den sie gerade erlitten hat. „Ich muss Ihnen jetzt etwas sagen, was mir schwer fällt“, sagt sie. Sie erinnert noch einmal an ihren Vorweihnachtsabend mit den Soldaten im vergangenen Jahr, als sie sich bei Eiseskälte zwei Stunden Zeit für Erinnerungsfotos nahm. Dann sagt sie: „Ich habe vor einer Stunde erfahren, dass mein Vater gestorben ist, und ich möchte deshalb um Verständnis bitten, dass ich heute Abend diese Fotos mit Ihnen nicht machen kann.“
Der frühere niedersächsische Ministerpräsident Ernst Albrecht (CDU) litt an Alzheimer. Er starb im Alter von 84 Jahren. Von der Leyen war offen mit der Krankheit ihres Vaters umgegangen. „Die Scham und das anfängliche Bemühen, alles zu kaschieren, hat es nur noch schlimmer gemacht“, sagte sie im vergangenen Jahr in einem Interview der „Süddeutschen Zeitung“. Erst nachdem sie offen die Alzheimer-Erkrankung angesprochen habe, habe es sich entspannt. Am traurigsten sei für sie, dass ihr Vater sie 53 Jahre lang „Röschen“ genannt habe - und nach seiner Erkrankung nur noch Ursula.
Vor den Soldaten gibt sich von der Leyen am Samstag gefasst. Ihr Vater habe ein sehr erfülltes Leben gehabt und sei schnell und friedlich gestorben, sagt sie. „Insofern bin ich heute eher von Dankbarkeit als von Trauer erfüllt.“
Es ist der zweite Schicksalsschlag für von der Leyen innerhalb kurzer Zeit. Vor zwei Wochen war ihre Schwiegermutter gestorben. Wegen der Beerdigung sagte sie ihre Rede in der ersten Bundestagsdebatte über die neue Ausbildungsmission in Afghanistan ab dem 1. Januar ab. Jetzt erhielt sie ausgerechnet dort die Nachricht vom Tod ihres Vaters.
Ihre Reise will sie deswegen aber nicht abbrechen. Das für Sonntag geplante Programm finde statt wie geplant, hieß es in ihrem Umfeld.