Von der Leyen gegen abruptes Ende des Einsatzes

Masar-i-Scharif (dpa) - Bei einem Truppenbesuch in Afghanistan hat Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen vor einem zu schnellen Abzug der internationalen Truppen aus dem Krisenland gewarnt.

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Sie sei gegen ein abruptes Ende des Engagements und strebe stattdessen ein behutsames Ausgleiten an, sagte die CDU-Politikerin am Samstag in Masar-i-Scharif. Trotz aller Schwierigkeiten und Opfer habe sich das seit 13 Jahren andauernde Engagement der Nato gelohnt. „Wenn wir den Blick zurückwerfen, dann zeigt sich an einigen Faktoren, dass es sinnvoll war.“ Während der Reise erfuhr die Ministerin vom Tod ihres Vaters, des früheren niedersächsischen Ministerpräsidenten Ernst Albrecht.

Afghanistan sei heute nicht mehr die „Brutstätte des Terrors“, die Zahl der Schüler habe sich verzehnfacht und das Land habe heute 350 000 Polizisten und Soldaten, um selbst für Sicherheit zu sorgen, sagte von der Leyen. Die Nato beendet am 31. Dezember den Kampfeinsatz ihrer Internationalen Schutztruppe Isaf in Afghanistan, will aber mit 12 000 Soldaten zur Ausbildung und Beratung der afghanischen Streitkräfte im Land bleiben.

Wie lange die neue Mission „Resolute Support“ (Entschlossene Unterstützung) dauern soll, ist noch unklar. Zunächst sind zwei Jahre vorgesehen. Die Bundeswehr beteiligt sich mit bis zu 850 Soldaten. Zu Zeiten der schwersten Kämpfe mit den radikal-islamischen Taliban waren es mehr als 5000.

55 deutsche Soldaten kamen in Afghanistan ums Leben. Gefährlich wird es für die Bundeswehr auch nach dem Kampfeinsatz bleiben. Sie kann weiterhin in Gefechte verwickelt und zum Ziel von Anschlägen werden. Erst am Donnerstag war bei einem Selbstmordanschlag in einer Schule in Kabul ein deutscher Mitarbeiter einer Hilfsorganisation getötet worden. Zu dem Anschlag bekannten sich die Taliban.

Die Gewalt in Afghanistan dauerte während des Besuchs der Ministerin an. In der Hauptstadt Kabul riss ein Selbstmordattentäter nach Angaben der Polizei sechs afghanische Soldaten mit in den Tod. In der Nacht zuvor wurden bei einem „feindlichen Angriff“ im Osten des Landes zwei ausländische Soldaten getötet, wie die Isaf mitteilte. Extremisten streckten außerdem einen hochrangigen Mitarbeiter des Obersten Gerichtshofes in Kabul nieder. In Südafghanistan wurden mindestens zwölf Minenräumer erschossen.

Taliban-Anschläge auf Regierungsbeamte, Sicherheitskräfte und auch Nato-Soldaten haben in den vergangenen Monaten zugenommen. „Die Sicherheitslage ist fragil“, sagte von der Leyen. Die Opfer sind für sie aber kein Grund, die Unterstützung für Afghanistan abzubrechen. „Auch in ihrem Namen ist es wichtig, den Fortschritt dieses Landes zu begleiten“, betonte sie.

Parallelen zum Irak, der nach dem Truppenabzug der Amerikaner ins Chaos zurückfiel, sieht die Ministerin nicht: „Beide Orte sind nur schwer zu vergleichen.“

Von der Leyen traf am Morgen im Camp Marmal bei Masar-i-Scharif ein, dem letzten Stützpunkt der Bundeswehr in Nordafghanistan. Anschließend sah sie sich die Pionierausbildung bei den afghanischen Streitkräften an und sprach mit Studentinnen der Universität von Masar-i-Scharif.