Scholz: „Wer bei mir Führung bestellt, bekommt sie“
Hamburg (dpa) - Pompöse Auftritte sind seine Sache nicht. Olaf Scholz gibt sich im Wahlkampf stets kontrolliert - getreu seinem Motto „Hamburg soll wieder ordentlich regiert werden“. Schon fast zwanghaft korrekt überlässt der SPD-Spitzenkandidat nichts dem Zufall.
Jedes Wort scheint mehrfach überprüft und abgewogen, ehe er es ausspricht. Seit sich die Umfragewerte weit jenseits der 40 Prozent stabilisiert haben, lässt er beim politischen Gegner Milde walten. „Ich will nicht Bürgermeister werden, weil ich glaube, alles ist schlecht gewesen, sondern weil man es besser machen kann“, sagt er höflich über die CDU-Regentschaft von Bürgermeister Christoph Ahlhaus.
Das war nicht immer so. So ließ der 52-Jährige beim ersten TV-Duell das Volk etwa nicht gerade bescheiden wissen, dass er nicht nur diese, sondern auch gleich die nächste Wahl 2015 zu gewinnen gedenke. Und sein Hinweis, dass er mit den Grünen koalieren wolle, sofern er denn überhaupt einen Partner brauche, kam vor allem bei den Umworbenen nicht sonderlich gut an.
Scholz - seit 1975 in der SPD - wurde immer wieder Überheblichkeit vorgeworfen. Nach seiner Zeit als Juso-Vize zwischen 1982 und 1988 stieg der gebürtige Osnabrücker 1994 in den Hamburger Parteivorstand auf. Schon damals bescheinigten ihm etliche Genossen ein „napoleonisches Gehabe“. Seiner Karriere tat dies jedoch keinen Abbruch. 1998 wurde er in den Bundestag gewählt, im Jahr 2000 wurde er erstmals SPD-Landeschef in Hamburg (bis 2004).
Schon 2001 musste der studierte Arbeitsrechtler jedoch seinen Berliner Job fahren lassen. Die SPD Hamburg hatte das Thema innere Sicherheit sträflich vernachlässigt und es drohte bei der Bürgerschaftswahl eine schwere Schlappe gegen den populistischen Amtsrichter Ronald Schill. Der ursprünglich dem linken Parteiflügel zugerechnete Scholz wurde Innensenator und gerierte sich derart als Vertreter von Recht und Ordnung, dass den damaligen Grünen-Koalitionspartner noch heute das Grauen packt.
Genützt hat es jedoch nichts. Die SPD verlor nach mehr als 40 Jahren die Macht. Scholz kam dennoch voran. 2002 holte ihn Kanzler Gerhard Schröder (SPD) als Generalsekretär an seine Seite. In dieser Funktion fing sich Scholz auch seinen Spitznamen „Scholzomat“ ein. Ihm wurde vorgehalten, sich öffentlich zwar geschliffen, aber wenig inhaltsreich zu äußern.
Scholz zeigte immer wieder Seelenverwandtschaft zum Kanzler und verwies wie dieser gern auf seine Herkunft aus kleinen Verhältnissen. Auch wegen dieser Nähe trat er 2004 als Generalsekretär zurück, als Schröder den Parteivorsitz abgab. Zu seinem Amt als Arbeitsminister in der großen Koalition kam Scholz im November 2007 durch den überraschenden Rücktritt von Franz Müntefering (SPD), machte danach vor allem durch seine Kurzarbeiter-Regelungen auf sich aufmerksam.
Auch in Hamburg war der Ehemann der SPD-Bürgerschaftsabgeordneten Britta Ernst weiter gefragt. Im November 2009 wurde er erneut Parteichef, um die kriselnde Landes-SPD zu befrieden. Schon damals ließ der Fraktionsvize im Bundestag und stellvertretende SPD-Bundeschef keinen Zweifel an seinen Ambitionen. „Wer bei mir Führung bestellt, muss wissen, dass er sie dann auch bekommt“, sagte er der „taz“.