Schon viele Flughäfen kontrollieren wegen Ebola
Berlin (dpa) - Weltweit rüsten sich bereits viele Länder auf ihren Flughäfen gegen den Ebola-Erreger. Bei der Überprüfung von Reisenden aus den von der Seuche betroffenen Gebieten setzen Staaten auf Befragungen, Wärmebildkameras oder Fiebermessungen.
Das ergab eine Umfrage der Nachrichtenagentur dpa. Dabei wurden bislang zwar zahlreiche Verdachts-, aber keine bestätigten Ebola-Fälle bekannt.
Viele Experten halten solche Kontrollen bei der Ausreise aus Westafrika für sinnvoll. Die Weltgesundheitsorganisation begrüßt solche Maßnahmen zwar auch bei der Einreise in Länder ohne Ebola. Allerdings sei der tatsächliche Effekt dort noch unklar.
Ein Problem bei den Kontrollen an Flughäfen ist die Inkubationszeit - also der Zeitraum zwischen Ansteckung und Ausbruch der Krankheit. Sie kann bei Ebola bis zu drei Wochen dauern. Das zeigt auch der Fall des infizierten Arztes aus New York: Er hat Behörden zufolge bei seiner Einreise auf dem New Yorker John-F.-Kennedy-Flughafen die strikte Gesundheitskontrolle durchlaufen, aber dabei weder Fieber noch sonstige Symptome gehabt.
DEUTSCHLAND: In Deutschland gibt es weder ein Einreiseverbot aus den betroffenen westafrikanischen Ländern noch Pläne, so etwas einzuführen. Auch Kontrollen von Passagieren finden nicht statt. In Sierra Leone, Liberia und Guinea starten keine Direktflüge nach Deutschland. Das Risiko einer Einschleppung des Ebola-Erregers etwa über den Frankfurter Flughafen ist nach Angaben des Leiters des Frankfurter Gesundheitsamts, René Gottschalk, „extrem gering“.
USA: Zum Schutz vor einer Ebola-Ausbreitung verschärfen die USA Kontrollen an den fünf Flughäfen John F. Kennedy in New York, Newark, Washington Dulles, Chicago und Atlanta. Dort müssen sich Reisende aus den Ebola-Regionen einer Kontrolle in einer Isolierzone unterziehen. Dabei wird ihre Körpertemperatur gemessen und auf Ebola-Symptome geachtet. Zudem sollen Passagiere aus den stark betroffenen Ländern ab dem 27. Oktober nach ihrer Ankunft drei Wochen lang am Zielort täglich untersucht werden, kündigte die US-Seuchenbehörde CDC an. Bis Dienstag wurden insgesamt 762 Menschen an den fünf Flughäfen auf Ebola kontrolliert. Vier von ihnen wurden in Kliniken eingeliefert, nach Angaben der „Washington Post“ aber nach Tests entlassen.
BELGIEN: Reisende, die aus Ebola-Gebieten auf dem Flughafen in Brüssel ankommen, müssen ihre Körpertemperatur messen lassen. Bei mehr als 38 Grad Fieber muss ein Fragebogen ausgefüllt und mit einem Arzt gesprochen werden. Die Maßnahmen betreffen einer Sprecherin zufolge vier ankommende Flüge pro Woche. Nach Angaben der Nachrichtenagentur Belga sollen etwa 1000 Passagiere pro Woche überprüft werden. Verdachtsfälle gab es demnach bislang nicht.
FRANKREICH: In Frankreich werden seit vergangener Woche alle Passagiere aus den Seuchen-Gebieten kontrolliert. Dabei untersucht ein Ärzteteam die Reisenden direkt nach der Landung noch vor Eintritt in das Flughafengebäude. Mit Infrarot-Geräten wird die Temperatur bei den Passagieren gemessen. Betroffen sind rund 20 Flüge wöchentlich zwischen Conakry in Guinea und dem Pariser Flughafen Charles-de-Gaulle. Meldungen zu Verdachtsfällen: Fehlanzeige.
GROSSBRITANNIEN: In Großbritannien führten Europas größter Flughafen Heathrow und der Gatwick Airport Ebola-Kontrollen ein. Die Flughäfen in Manchester und Birmingham sollen folgen, sagte ein Sprecher der britischen Gesundheitsbehörde. Zudem sollen die Screenings auf Reisende, die mit dem Eurostar aus Frankreich ankommen, ausgeweitet werden. Überprüft werden Passagiere, die mit indirekten Flugverbindungen aus den betroffenen Ländern ankommen. Sie müssen Fragen zu ihrer Reise beantworten und ihre Temperatur messen lassen. Angaben zu der Anzahl der durchgecheckten Passagiere und Verdachtsfällen gab ein Sprecher nicht: „Weil die Symptome so nebulös sind, ist es sehr schwierig, das zu kommentieren.“
TSCHECHIEN: An allen tschechischen Flughäfen müssen Ankömmlinge eine Ankunftskarte zu Reiseinformationen ausfüllen. Passagiere, die sich in den letzten 42 Tagen in Liberia, Guinea oder Sierra Leone aufgehalten haben, werden ärztlich untersucht. Bei ihnen wird die Körpertemperatur gemessen und ein Gespräch geführt. Seit Beginn am Dienstag gab es noch keine Verdachtsfälle.
BULGARIEN: Das EU-Land hat auf dem internationalen Flughafen Sofia einen Wärmescanner installiert, um alle ankommenden Menschen zu kontrollieren. Anreisende mit Körpertemperatur über 38 Grad werden für weitere Untersuchungen isoliert. Angaben über deren Zahl liegen nicht vor. Es gab soweit keinen Ebola-Fall.
INDIEN: In Indien wird die Körpertemperatur von allen Reisenden, die aus den betroffenen westafrikanischen Ländern kommen, gemessen. Bei diesen Kontrollen an 18 internationalen Flughäfen und Häfen werden die Gäste außerdem nach ihren jüngsten Reisen befragt, wie das Gesundheitsministerium mitteilte. Bislang seien mehr als 20 000 Menschen derart gescannt worden. Mehr als 1000 Verdachtsfälle wurden herausgefiltert. Bislang wurde kein Ebola festgestellt.
MEXIKO UND MITTELAMERIKA: Auch am Flughafen von Mexiko-Stadt gibt es acht Wärmebildkameras, um Passagiere mit erhöhter Temperatur zu identifizieren. An den internationalen Flughäfen von Honduras, Nicaragua und Panama wurden ebenfalls solche Kameras aufgebaut. Menschen, bei denen der Verdacht auf eine Infektion besteht, werden untersucht. Direktflüge von Westafrika in die Region gibt es nicht.
KARIBIK: In der Karibik gab bislang nur die Dominikanische Republik spezifische Kontrollen an Flughäfen bekannt. Dies erfolgt meist durch Befragungen. Laut Medienberichten haben einige wenige Flughäfen Geräte zur Fiebermessung aufgestellt, aber noch nicht in Betrieb. Haiti und mindestens sechs weitere Karibikstaaten hingegen wollen sich durch schärfere Maßnahmen wie Einreiseverbote vor Ebola schützen - so soll Menschen, die sich in den letzten vier Wochen in den Ebola-Gebieten aufhielten, die Einreise verwehrt werden.
SÜDAMERIKA: Die Länder Brasilien, Argentinien, Uruguay, Paraguay, Bolivien, Chile, Ecuador und Kolumbien verschärften an den Flughäfen zwar ihre Sicherheitsmaßnahmen, machen aber wegen des geringen Flugverkehrs mit den betroffenen Ländern keine größeren Ebola-Kontrollen. In Bolivien etwa gibt es Ärzteteams in drei Flughäfen. In Chile werden die wenigen Reisenden aus Westafrika 21 Tage lang täglich telefonisch nach ihrem Gesundheitszustand befragt.