Separatisten: OSZE-Beobachter sind wieder frei
Kiew/Lugansk (dpa) - Vier in der Ostukraine festgehaltene OSZE-Beobachter sind nach Angaben aus der Separatistenhochburg Lugansk freigelassen worden. Die vier Männer seien verwarnt und aufgefordert worden, sich künftig nicht mehr ohne Voranmeldung in dem Gebiet aufzuhalten.
Das sagte Separatistenführer Alexej Tschmilenko der Agentur Interfax. Ob es sich um die seit Montag verschleppten OSZE-Beobachter handelt, war allerdings unklar. Eine offizielle Bestätigung von der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) gab es zunächst nicht.
Die prowestliche Führung in Kiew bekräftigte nach den schweren Kämpfen mit Dutzenden Toten ihr Ziel einer vollständige Befreiung der Ostukraine von den Aufständischen. Der „Anti-Terror-Einsatz“ gegen prorussische Separatisten werde erst nach einer vollständigen Stabilisierung der Lage beendet, sagte der kommissarische Verteidigungsminister Michail Kowal am Freitag. „Wir werden weitermachen, solange die Region nicht normal lebt und arbeitet.“
In der Nacht hätten Bewaffnete beim Übergang Stanitschno-Luganske an der Grenze zu Russland ukrainische Grenzsoldaten mit automatischen Waffen sowie Granatwerfern angegriffen, teilte der Grenzschutz am Freitag mit. Bei dem mehr als zweistündigen Schusswechsel sei keiner der Grenzer verletzt worden. In den vergangenen Tagen hatte der Grenzschutz mehrfach Durchbrüche gemeldet. Dabei soll es sich vor allem um Kämpfer aus der russischen Konfliktregion Tschetschenien handeln.
US-Verteidigungsminister Chuck Hagel forderte einen vollständigen Abzug russischer Truppen von der ukrainischen Grenze. Trotz eines „vielversprechenden“ Beginns befänden sich noch Tausende Soldaten an der Grenze, sagte der Minister nach einem Bericht der „Washington Post“ auf dem Flug zu einer Sicherheitskonferenz in Singapur. „Sie sind nicht da, wo sie sein müssten.“ Ein mitreisender US-Militär sagte, dass etwa sieben russische Bataillone dort stationiert seien.
US-Außenminister John Kerry appellierte an Moskau, auf den neu gewählten ukrainischen Präsidenten Petro Poroschenko zuzugehen. Russland müsse mit Poroschenko zusammenarbeiten, um den Konflikt in der Ukraine zu deeskalieren, sagte Kerry nach Angaben des Weißen Hauses in einem Telefonat mit seinem russischen Kollegen Sergej Lawrow. Er habe sich zugleich besorgt über Berichte geäußert, wonach ausländische Kämpfer, besonders aus Tschetschenien, über Russland in die Ukraine kommen. Moskau hatte schon Tage zuvor erklärt, die Wahl Poroschenkos zu akzeptieren.
In Berlin sollten am Freitag die Vermittlungsbemühungen der Europäischen Union im Gasstreit Russlands mit der Ukraine fortgesetzt werden. EU-Energiekommissar Günther Oettinger trifft am Nachmittag dazu mit Vertretern Russlands und der Ukraine zusammen. Russland beziffert die ukrainischen Gasschulden inzwischen auf 5,2 Milliarden US-Dollar (3,82 Mrd Euro). Ohne eine Einigung könnte Russland am Montag der Ukraine den Gashahn zudrehen.