„So seh'n Sieger aus“ - Meisterinnenfeier für Kraft
Düsseldorf (dpa) - SPD im Rausch. In NRW bejubeln die Sozialdemokraten ihre Hannelore Kraft. Kein Platz für Mitleid mit Wahlverlierer Röttgen. Nur Borussia Dortmund feierte schwarz-gelb. In einer Düsseldorfer Diskothek beklatschte die SPD frenetisch ihre „Meisterin“.
„So seh'n Sieger aus - lalalalala“, singen die Genossen, als die Wahlsiegerin um 18.27 Uhr - noch vor dem Gang in die Fernsehstudios - zu ihnen kommt, um sich zu bedanken. Kraft hat die Landtagswahl für die SPD so klar gewonnen wie lange kein Sozialdemokrat vor ihr. „Das ist so ein tolles Gefühl - nach zwölf Jahren zum ersten Mal wieder vorne“, freut sich die 50-Jährige mit strahlendem Lächeln und Rührung im Blick. Seit der Landtagswahl 2000 waren die Ergebnisse der SPD in NRW nur noch bergab gegangen.
Umso größer ist der Jubel jetzt. Kraft tritt mit ihrem Mann Udo und ihrem 19-jährigen Sohn Jan auf die Bühne. „Meine Familie hat immer ein Stückchen gelitten, aber auch mitgekämpft, und zwar handfest“, erzählt sie glücklich. Ihr Mann habe sich vor allem in ihrer Heimatstadt hervorgetan. „Udo hat den bestplakatierten Ort in Nordrhein-Westfalen geschaffen - in Mülheim an der Ruhr.“ Und auch ihre 76-jährige Mutter Anni vergisst sie nicht im Moment des Triumphs. „Mama hat immer alle Sachen richtig gebügelt gehabt. Das ist auch nicht zu unterschätzen.“
Schon bevor Kraft zur Party kommt, herrscht bei der SPD Ausnahmestimmung als um 18.00 Uhr die Prognose im Fernsehen übertragen wird. Ohrenbetäubender Jubel bricht los, als für die SPD 39 Prozent vorhergesagt werden und für die CDU nur 26. Kein Mitleid für Bundesumweltminister Norbert Röttgen, als der CDU-Politiker kurz darauf im Fernsehen seinen Rücktritt als Landesvorsitzender erklärt. Stattdessen Schadenfreude: „Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin“, singen die Genossen dem glücklos zwischen Düsseldorf und der Hauptstadt pendelnden Wahlkämpfer hinterher.
Dass bei einem solchen Erfolg auch gleich wieder die Kanzlerkandidatenfrage diskutiert wird, ist klar. Aber Kraft tritt die Spekulationen gleich aus. „Ich habe mich klar positioniert. Ich bleibe in Nordrhein-Westfalen. Das gilt für die gesamte Legislaturperiode.“
Kraft, die auf der Wahlparty ganz elegant im pinkfarbenen Kleid und Lackleder-Pumps erscheint, wünscht sich aber eher eine Verschnaufpause als einen weiteren Karrieresprung: „Ehrlich gesagt, bin ich jetzt total kaputt.“