Steinhaus pfeift Olympia-Finale der Fußball-Frauen
London (dpa) - Wenn Bibiana Steinhaus am Donnerstag den Fußball-Tempel Wembleystadion betritt, wird sie dies mit einem Gänsehaut-Gefühl tun. Als erste deutsche Schiedsrichterin darf die 33-Jährige ein Olympia-Finale der Fußball-Frauen pfeifen - und dies vor einer Rekordkulisse.
83 000 Fans wollen die Partie zwischen Weltmeister Japan und Rekord-Olympiasieger USA live verfolgen, so viele wie nie zuvor bei Sommerspielen. Nach dem WM-Endspiel im Vorjahr wartet auf Steinhaus ein weiterer Karrierehöhepunkt.
„Bibiana ist eine absolute Ausnahmeschiedsrichterin, die weltbeste. Ich freue mich riesig für sie, weil sie einen unglaublich hohen Aufwand dafür betreibt“, kommentierte DFB-Schiedsrichter-Boss Herbert Fandel die Endspiel-Nominierung der Polizeimeisterin durch den Weltverband FIFA. An der Seite von Steinhaus werden Marina Wozniak und Katrin Rafalski als Assistentinnen agieren.
Schon vor ihrer Abreise hatte Steinhaus verraten, worauf sie sich bei Olympia besonders freut. „Neben der sportlichen Herausforderung finde ich es spannend, das olympische Flair in den großen Stadien in England live zu erleben. Das Wembleystadion in London oder Old Trafford in Manchester kenne ich bisher nur aus dem Fernsehen - denn dort wird normalerweise kein Frauenfußball gespielt“, sagte die 33-Jährige.
Ihr Wunsch ging in Erfüllung. In Manchester war sie beim Vorrundenspiel USA gegen Nordkorea als Vierte Offizielle im Einsatz, in Wembley kommt sie nun zu höchsten olympischen Schiedsrichter-Ehren. Fandel sieht darin nicht nur eine Auszeichnung für die in Hannover lebende Blondine, sondern auch einen Anreiz für den Nachwuchs. „Bibiana ist das Zugpferd. Sie ist ein Vorbild für junge Mädchen und Frauen, die Schiedsrichterin werden möchten, und wird dieser Rolle vollauf gerecht“, lobte er sein Aushängeschild.
Im Finale erwartet Steinhaus nicht nur die größte Kulisse, vor der sie je gepfiffen hat, sondern auch eine brisante Partie. Nach der Niederlage im WM-Finale 2011 sinnen die US-Girls gegen Japan auf Revanche. „Dieses Mal werden wir nicht ohne Goldmedaille nach Hause fahren“, verkündete Mittelfeldspielerin Carli Lloyd forsch.
Olympia ist die Domäne der Amerikanerinnen. Seit der Premiere 1996 in Atlanta standen sie immer im Endspiel, und verloren nur einmal - 2000 in Sydney gegen Norwegen. Beim ersten von drei Olympiasiegen feierten 76 489 Fans ihr Team. Dieser olympische Rekordbesuch wird nun in London übertroffen. Die größte Kulisse überhaupt bei einem Frauenfußballspiel gab es 1999. 90 185 Zuschauer trieben damals die USA im WM-Finale in Los Angeles zum Sieg gegen China.
Das letzte Olympia-Gold holten sich die US-Kickerinnen vor vier Jahren in Peking durch einen 1:0-Sieg in der Verlängerung gegen Brasilien. Lloyd erzielte damals das goldene Tor und hofft erneut auf diesen ultimativen Kick: „Ich will das noch einmal erleben.“