Elf Menschen überleben Suche nach Vermissten in Hotel beendet: 29 Lawinen-Tote
Rom (dpa) - Rund eine Woche nach dem verheerenden Lawinenunglück im italienischen Erdbebengebiet haben die Katastrophenhelfer die Suche nach Vermissten beendet. Niemand werde mehr vermisst, teilte die Feuerwehr mit.
Demnach kamen 29 Menschen im Hotel Rigopiano in dem Abruzzen-Ort Farindola ums Leben.
In den vergangenen Tagen hatten die Einsatzkräfte dort nur noch Leichen aus den Trümmern geborgen - Mittwochabend kurz vor Mitternacht die letzten zwei.
Elf Menschen überlebten das Unglück. Zwei von ihnen hatten sich am vergangenen Mittwoch im Freien aufgehalten, als die Schneemassen das Gebäude unter sich begraben hatten. Neun Menschen waren am Freitag und Samstag voriger Woche noch befreit worden, darunter vier Kinder.
Die Lawine hatte das Gebäude auf 1200 Metern Höhe unterhalb eines steilen Abhangs am Fuß des Bergmassivs Gran Sasso verschüttet, nachdem die Region von einer schweren Erdbebenserie heimgesucht worden war. Die Schneemassen rissen das Vier-Sterne-Hotel mit einem Gewicht von rund 4000 beladenen Lastwagen fort. Es dauerte Stunden, bis die ersten Retter auf Skiern den eingeschneiten Unglücksort erreichten.
In einem Wettlauf gegen die Zeit suchten unter anderem Helfer des Zivilschutzes, der Bergrettung und der Feuerwehr eine Woche lang unter extremen Bedingungen in eisiger Kälte nach Überlebenden in der fragilen Struktur zwischen Trümmern und Schneemassen. Vorsichtig hatten sie sich von verschiedenen Stellen aus den Weg bis ins Herz des Hotels gebahnt.
Nach mehr als 40 Stunden machten die Einsatzkräfte dann am Freitag Überlebende aus und zogen nach und nach insgesamt neun von ihnen aus dem Unglückshotel. Nach ihrer Rettung berichteten einige, dass sie das Erdbeben am Mittwochvormittag auch im Hotel gespürt hätten.
Als die Lawine ihre Herberge getroffen habe, seien sie zunächst von einem starken Erdstoß ausgegangen. „Wir haben ein entsetzliches Donnern gehört und an ein Erdbeben gedacht, doch plötzlich haben wir uns unter dem Schnee befunden“, berichtete der 25-jährige Vincenzo Forti der Zeitung „La Repubblica“.
Viele der Gäste seien abfahrbereit gewesen, bevor das Hotel verschüttet wurde. Doch die Zufahrtsstraßen waren wegen des hohen Schnees nicht passierbar, in den Abruzzen hatte es tagelang geschneit.
Nun mehren sich die Vorwürfe gegen die Behörden. Die Staatsanwaltschaft in Pescara ermittelt gegen unbekannt wegen mehrfacher fahrlässiger Tötung. Sie geht unter anderem Anschuldigungen nach, wonach Notrufe ignoriert worden sein sollen und sich der Rettungseinsatz in der Abruzzen-Gemeinde verzögert haben soll.
Es würden auch alle Entscheidungen überprüft, die zur Eröffnung des Hotels geführt hätten, hatte Staatsanwältin Cristina Tedeschini gesagt. Es stellt sich die Frage, ob das Hotel an dem Steilhang nach den heftigen Schneefällen in der Region nicht schon vorher hätte geräumt werden müssen.
Die italienische Regierung versprach eine genaue Untersuchung möglicher Fehler bei dem Rettungseinsatz und verteidigte die Rettungskräfte. Juristische Ermittlungen würden klären, ob es Verzögerungen bei dem Einsatz gegeben habe und wer dafür verantwortlich sei, hatte Ministerpräsident Paolo Gentiloni am Mittwoch vor dem Senat in Rom gesagt. „Die Regierung fürchtet sich nicht vor der Wahrheit.“ Man dürfe aber nicht vorschnell nach einem Sündenbock suchen. Die Einsatzkräfte hätten alles in ihrer Macht Stehende getan, um Leben zu retten.