Trauer in Großbritannien nach Mord an Labour-Abgeordneter
London (dpa) - Nach der Ermordung der britischen Abgeordneten Jo Cox konzentriert sich die Arbeit der Ermittler auf die Motive des Täters. Der festgenommene Tatverdächtige werde von der Polizei weiter intensiv vernommen, berichtete der Sender BBC.
Die Labour-Abgeordnete Cox war für den Verbleib Großbritanniens in der EU eingetreten. Wenige Tage vor der Volksabstimmung über einen Brexit steht daher die Frage im Mittelpunkt, ob die Bluttat in Zusammenhang mit dem aufgeheizten Wahlkampf steht. Ein Bruder des mutmaßlichen Attentäters äußerte allerdings Zweifel an einer politischen Motivation hinter dem Verbrechen.
Unklar war, wann die Politiker ihre unterbrochene Kampagne zum EU-Referendum am 23. Juni wieder aufnehmen. Auch die möglichen Auswirkungen der Bluttat auf den Ausgang des Votums sind noch völlig ungeklärt.
Die Zeitung „The Telegraph“ zitierte den Bruder des 52-jährigen Tatverdächtigen in ihrer Online-Ausgabe mit den Worten, sein Bruder habe eine „Geschichte psychischer Krankheiten, allerdings hatte er Hilfe gehabt“. Er fügte hinzu: „Mein Bruder ist nicht gewalttätig und ist überhaupt nicht politisch.“
Die 41-jährige Abgeordnete war am Donnerstag in der nordenglischen Grafschaft Yorkshire auf offener Straße niedergestochen und niedergeschossen worden. Sie starb nur Stunden später im Krankenhaus. Politiker aller Parteien äußerten sich schockiert.
Britischen Medienberichten berichteten unter Berufung auf Augenzeugen, der Täter habe „Britain first“ gerufen haben, als er festgenommen wurde. Eine offizielle Bestätigung gab es dafür nicht. Das bedeutet „Großbritannien zuerst“, ist aber auch der Name einer rechtsradikalen Partei.
„Das sind absolut tragische und schreckliche Nachrichten“, sagte Premierminister David Cameron in einer Erklärung. Im ganzen Land wurden Mahnwachen abgehalten, Fahnen auf Halbmast gesetzt.
Cox hatte sich für einen Verbleib ihres Landes in der EU stark gemacht. Sie galt zudem als Verfechterin einer liberalen Flüchtlingspolitik. Wiederholt hatte sie sich für die Aufnahme von Bürgerkriegsopfern aus Syrien eingesetzt.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sprach von einem „tragischen Vorfall“. Das US-Außenministerium zeigte sich „geschockt und entsetzt“.