Tunesier am Flughafen: „Angst um die Familie“
Paris (dpa) - Auf dem Pariser Flughafen Orly drängten sich am Vormittag zahlreiche Tunesier vor den Schaltern, die zurück in ihre Heimat wollten. „Wir sind sehr besorgt um unsere Kinder“, sagte ein 42 Jahre alter Rechtsanwalt aus Tunis.
Er wirkte gestresst, die Augen rotgeweint. Gemeinsam mit seiner Frau hatte er Verwandte in Paris besucht, die Kinder im Alter von zwei und vier Jahren waren bei den Großeltern geblieben. „Die Situation ist extrem beunruhigend, es gibt viel Gewalt und Plünderungen“, sagte er.
Ein 35 Jahre alter Tunesier, der in Paris lebt, zeigte sich ebenfalls geschockt. „Ich habe Angst um meine Familie dort“, sagte er. Seine Frau halte sich gerade in Tunis auf. „Wir haben gestern Abend zum letzten Mal telefoniert, seitdem komme ich nicht mehr durch“, sagt er.
Andere zeigen sich zuversichtlicher. „Es ist eine gute Nachricht für unser Land“, sagte ein Tunesier, der in Paris studiert. „Ich war völlig aufgewühlt, als ich davon erfahren habe.“ Er mache sich keine Sorgen, wie es nun weitergehe. „Wir haben so viele qualifizierte Menschen in Tunesien, das ist eine große Chance für unser Land.“
Nach den blutigen Protesten in Tunesien hatte der bisherige Ministerpräsident Mohamed Ghannouchi am Freitag die Macht vom geflohenen autoritären Langzeit-Präsidenten Zine el Abidine Ben Ali übernommen.