Ukraine prangert „Invasion“ russischer Armee auf der Krim an
Kiew/Moskau (dpa) - Die Ukraine wirft Russland vor, massiv die Grenze zwischen beiden Ländern zu verletzen. Transportflugzeuge, Hubschrauber und Soldaten seien auf die ukrainische Halbinsel Krim eingedrungen, sagte der UN-Botschafter des Landes, Juri Sergejew, nach einer Sondersitzung des Sicherheitsrats.
„Wir betrachten das als Aggression.“ Interimspräsident Alexander Turtschinow sprach von einer „militärischen Invasion“ unter dem Deckmantel einer Übung.
In dem autonomen Gebiet, das hauptsächlich von Russen bewohnt wird, landeten am Freitag nach ukrainischen Angaben unter anderem 13 russische Militärmaschinen vom Typ Iljuschin Il-76 mit insgesamt rund 2000 Soldaten sowie elf Hubschrauber vom Typ Mi-24.
Auf der Krim wurde am Abend zudem der Luftraum über der Hauptstadt Simferopol gesperrt. Dies gilt zunächst bis Samstagabend, wie eine Flughafenmitarbeiterin der russischen Staatsagentur Ria Nowosti sagte. Medien zufolge brachen Internet- und Telefonverbindungen des Anbieters Ukrtelecom zusammen.
Interimspräsident Turtschinow äußerte sich empört. „Ich wende mich persönlich an Präsident Wladimir Putin, unverzüglich die Provokationen einzustellen und die Militärs von der Autonomen Republik Krim zurückzurufen“, sagte Turtschinow. „Jegliche Versuche der Annexion oder des Eindringens werden sehr ernsthafte Folgen nach sich ziehen.“
Von russischer Seite gab es zunächst keine Reaktion. Moskau hatte beteuert, sich nicht in die inneren Angelegenheiten der Ukraine einzumischen.
UN-Botschafter Sergejew rief die Vereinten Nationen auf, jegliche Grenzverletzung zu verurteilen. Neben Transportflugzeugen seien auch elf Hubschrauber in den Luftraum über der Krim eingedrungen. „Und ich spreche von Mi-24. Das sind keine einfachen Transport-, das sind Kampf- und Angriffshubschrauber.“ Es sei das gleiche Szenario wie in anderen früheren Sowjetrepubliken.
Schon in der Nacht zuvor waren etwa 50 bewaffnete und uniformierte Männer in Geländewagen ohne Kennzeichen sowie mit russischen Fahnen auf dem Krim-Flughafen Simferopol aufmarschiert.
Der gestürzte und geflohene ukrainische Präsident Viktor Janukowitsch erklärte, er halte sich weiter für den rechtmäßigen Staatschef.
Die mehrheitlich von Russen bewohnte Autonome Republik Krim hat für den 25. Mai ein Referendum über ihre Zukunft angesetzt. An diesem Tag wird in der Ukraine auch ein neuer Präsident gewählt. Ex-Boxprofi Vitali Klitschko tritt dabei auch gegen die frühere Regierungschefin Julia Timoschenko an.
Russlands Präsident Putin rief angesichts der Spannungen auf der Krim dazu auf, eine weitere Eskalation zu vermeiden. Bei Telefonaten mit westlichen Staatenlenkern wie Bundeskanzlerin Angela Merkel, dem britischen Premier David Cameron und EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy betonte er, dies besitze „absolute Priorität“, wie aus dem Kreml verlautete.
Die US-Regierung warnte Russland erneut vor einer militärischen Intervention. Das wäre ein „schwerer Fehler“, bekräftigte der Sprecher von US-Präsident Barack Obama, Jay Carney. Die USA beobachteten genau, ob Moskau „irgendetwas tue, was die Linie überschreiten könnte“.