US-Drohne verfehlt Hassprediger im Jemen

Washington/Sanaa (dpa) - Eine US-Drohne hat den gesuchten Hassprediger Anwar al-Awlaki bei einem Raketenangriff im Jemen verfehlt. Der Terrorist mit US-amerikanischem Pass wird als potenzieller Nachfolger von Al-Kaida-Chef Osama bin Laden gehandelt.

Er soll die Attacke vom Donnerstag aber überlebt zu haben, berichteten US-Medien am Wochenende unter Berufung auf Regierungsquellen. Nach Informationen der „Washington Post“ wurden bei dem Raketenangriff auf ein Fahrzeug zwei Al-Kaida-Mitglieder getötet.

Al-Awlaki gilt als besonders gefährlich. Die USA führen den Jemeniten auf einer schwarzen Liste, nach der er „tot oder lebendig“ gefasst werden soll. Der Hassprediger soll mehrere englisch-sprachige Islamisten im Jemen rekrutiert haben, um Anschläge im Ausland auszuführen.

So stand Awlaki etwa in Kontakt mit dem „Unterhosenbomber“, der Weihnachten 2009 versucht hat, eine Passagiermaschine über Detroit zu sprengen. Im November vorigen Jahres hatte er Muslime aufgerufen, US-Bürger zu töten. Außerdem soll Al-Awlaki in Kontakt mit dem Amokläufer von Fort Hood gestanden haben, der Ende 2009 auf dem texanischen Militärstützpunkt zwölf Soldaten und einen Zivilisten getötet hatte.

Es war den Angaben zufolge der erste Angriff mit einer US-Drohne im Jemen seit 2002, als der Geheimdienst CIA mit einem der ferngesteuerten Flugroboter ein Auto mit Terrorverdächtigen unter Feuer nahm. Die USA haben zwar seit dem Vorjahr Drohnen ausgiebig im Jemen eingesetzt, aber nur zu Aufklärungszwecken. Jemenitische Behörden gehen nach Meldungen des TV-Senders „ABC News“ davon aus, dass sich Al-Awlaki mit ein paar Al-Kaida-Kämpfern in der Nähe des südlichen Dorfes Houta aufhält.

Im Jemen forderte unterdessen die Protestbewegung den sofortigen Rücktritt von Präsident Ali Abdullah Salih sowie seine strafrechtliche Verfolgung wegen der Tötung von Demonstranten. Man werde keine weiteren Vermittlungsangebote mehr annehmen, die diese Punkte nicht enthielten, hieß es in einem Schreiben der Aufstands- und Jugendbewegung OCYYPU an den Golf-Kooperationsrat (GCC), das am Samstag in Sanaa veröffentlicht wurde. Die Bewegung werde zudem ihre Demonstrationen gegen Salih verstärken. Bei einer Schülerkundgebung in der südlichen Provinz Taiz töteten die Sicherheitskräfte am Samstag einen 13-Jährigen.

Der GCC, ein Zusammenschluss von sechs arabischen Golfstaaten, darunter Saudi-Arabien, hatte im Vormonat einen Kompromissvorschlag vorgelegt, nach dem Salih innerhalb von 30 Tagen die Macht an eine Übergangsregierung übergeben hätte. Zudem waren Neuwahlen noch in diesem Jahr vorgesehen. Der Vorschlag hatte für den Präsidenten auch Immunität vor Strafverfolgung vorgesehen. Der Plan war von beiden Seiten akzeptiert worden, doch Salih überlegte es sich wenig später anders und zog seine Zustimmung zurück.