Vergeltungs-Schläge nach Tod bin Ladens befürchtet
Berlin (dpa) - Der Vorsitzende der Münchner Sicherheitskonferenz, Wolfgang Ischinger, rechnet nach dem Tod Osama bin Ladens mit terroristischen Vergeltungsschlägen gegen die USA und Pakistan.
Der Tod bin Ladens bedeute in keinem Fall, „dass wir jetzt aufatmen können und davon ausgehen können, dass der Spuk (.) vorbei (ist)“, sagte der ehemalige deutsche Botschafter in Washington am Montag im Deutschlandradio Kultur.
Er rechne vielmehr damit, dass das Terrornetzwerk Al-Kaida versuchen werde, sich an den Amerikanern und der pakistanischen Regierung zu rächen. Dies werde aber „eher nicht“ in Deutschland geschehen, sondern andernorts auf der Welt: „Dort, wo vielleicht amerikanische Streitkräfte verwundbar sein könnten.“
Mit Osama bin Laden sei die Ikone und Symbolfigur des internationalen Terrorismus nicht mehr am Leben. „Wenn das eine gewonnene Schlacht sein sollte(...), dann ist das natürlich noch lange nicht der gewonnene Krieg“, betonte der Chef der Sicherheitskonferenz. „Das ist nicht das Ende des internationalen Terrorismus.“ Ob Al-Kaida tatsächlich durch den Verlust geschwächt werde, müsse man erst sehen.
Ischinger begrüßte die Ansprache von US-Präsident Barack Obama. Es sei außerordentlich wichtig, dass Obama gesagt habe, die USA kämpften gegen den Terrorismus und nicht gegen den Islam. Die Volksseele könne auch in den USA leicht zum Kochen gebracht werden, und Gedanken an Rache und Vernichtung seien dann nicht weit entfernt. Es sei wichtig für Rolle, Ansehen und Identität des Westens, dass „wir eben nicht einen Krieg mit dem Ziel der Vernichtung führen, dass es nicht um Rache geht“, sagte Ischinger.