Viele Anhänger Assads flüchten in den Libanon
Beirut (dpa) - Schon in den frühen Morgenstunden bilden sich lange Schlangen am syrisch-libanesischen Grenzübergang Masnaa. Kurz nachdem die UN-Chemiewaffenexperten das Land verlassen haben, wollen sich auch zahlreiche Syrer möglichst noch vor dem erwarteten Militärschlag in Sicherheit bringen.
Unter ihnen sind auch Anhänger des Regimes von Präsident Baschar al-Assad. Sie wollen jedoch nur kurz im Ausland bleiben. Eine von ihnen ist Rama Dschubeili, Mutter dreier Kinder. „Wir sind hier nur, weil wir mit einer Militärintervention rechnen. Es ist wie Urlaub für uns, danach werden wir wieder zurückkehren und unsere Regierung unterstützen“, sagt sie der dpa.
Den USA gehe es bei dem möglichen Einsatz nur um eigene und israelische Interessen, betont sie zugleich. Washington hatte zuvor erklärt, dass es „klare und schlüssige“ Beweise dafür gebe, dass das syrische Regime chemische Waffen gegen die eigene Bevölkerung eingesetzt hat. Der UN-Untersuchungsbericht wird aber frühestens in zehn Tagen erwartet.
In den meisten Fahrzeugen mit syrischen Nummernschildern sitzen Frauen und Kinder. Innerhalb von zwei Stunden zählte ein Grenzbeamter etwa 250 Menschen, die die Grenze überquert hätten. In den vergangenen zwei Tagen seien es gar rund 15 000 gewesen, sagt er. Die meisten seien aus den vom Regime kontrollierten Gebieten gekommen.
Auch Dina - die in einer Nobelkarosse in den Libanon fährt - plant, nicht lange dort zu bleiben. „Wir warten eine Woche und schauen, was passiert“, sagt sie. „Falls es schlimmer wird, werden wir zu meinem Sohn reisen, der in Frankreich studiert.“
Nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR) vom Donnerstag ist die Zahl der Syrien-Flüchtlinge im Libanon in wenigen Tagen von 703 000 auf 716 284 gestiegen. Denn auch der Strom der oppositionellen Flüchtlinge reißt nicht ab.
Der Konflikt im Nachbarland sorgt im Libanon für massive Spannungen - schon mehrfach eskalierte die Gewalt, es kam zu bewaffneten Auseinandersetzungen und blutigen Bombenanschlägen. Die wachsende Zahl von Flüchtlingen verschlimmert die Lage noch. Auch deshalb blickt die Regierung in Beirut einem US-geführten Militärschlag mit Sorge entgegen. Denn dem würde eine neue Flüchtlingswelle folgen.