Vom NSU-Aufklärer zum Angeklagten: Sebastian Edathy
Verden (dpa) - In den vergangenen zwölf Monaten ist Sebastian Edathy so tief gestürzt wie kein anderer Politiker in Deutschland. Noch 2013 galt er als SPD-Hoffnungsträger im innenpolitischen Bereich.
Doch als vor einem Jahr sein Name im Zusammenhang mit Ermittlungen wegen Kinderpornos auftaucht, endet seine politische Karriere abrupt.
Bundesweit hatte sich der heute 45-Jährige als Vorsitzender des Untersuchungsausschusses zur rechten Terrorzelle NSU einen Namen gemacht. Selbstbewusst - manchmal fast arrogant - trieb er die Aufklärung der rechten Mordserie voran. Dafür galt er lange Zeit auch über seine Fraktion hinaus als moralische Instanz über all den Abscheulichkeiten und Abgründen in dem Fall um Neonazi-Terror.
Edathys Vater stammt aus Indien, seine Mutter ist Deutsche. Zur Welt kam Sebastian Edathy in Hannover, dort studierte er unter anderem Soziologie. 1998 wurde er Bundestagsabgeordneter im niedersächsischen Wahlkreis Nienburg-Schaumburg, von 2005 bis 2009 leitete er den Bundestags-Innenausschuss.
Nach mehr als 15 Jahren im Parlament erlebte Edathy den politischen Absturz. Parteifreunde wenden sich von ihm ab, die SPD schiebt gar ein Ausschlussverfahren an. Als Reaktion auf die Ermittlungen verlässt Edathy kurzerhand Deutschland mit unbekanntem Ziel. Via Facebook kritisiert er seither Medienberichte und auch frühere Parteifreunde - mal forsch bis aggressiv, mal ironisch oder sarkastisch. So wie vor der Affäre.