Kurzporträt VW-Chefkontrolleur Pötsch holt seine Vergangenheit ein

Wolfsburg (dpa) - Als Finanzchef lieferte er jahrelang Rekordergebnisse ab und machte sich im Konzern viele Freunde. Seit 2003 gehört Hans Dieter Pötsch zur großen VW-Familie, zwölf Jahre als Finanzvorstand und seit Herbst vergangenen Jahres als Chef an der Spitze des Kontrollgremiums.

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Spätestens mit diesem Wechsel geriet der 65-Jährige in die Kritik.

Der Vorwurf steht im Raum, Volkswagen habe die Finanzmärkte im September 2015 zu spät über die Manipulation von elf Millionen Diesel-Fahrzeugen informiert. Und Pötsch war zu dieser Zeit Finanzchef. Jetzt rückt auch er in den Blickpunkt der Ermittler.

Sein Renommee als Kapitalmarkt- und Automobil-Kenner ist bei vielen Branchenexperten unbestritten. Kritiker sehen ihn aber als Fehlbesetzung bei der Aufklärung der Hintergründe der Diesel-Affäre, bei der ein kleines Computerprogramm die Stickoxidwerte auf den Prüfständen illegal nach unten korrigierte.

Trotzdem hat der Aufsichtsrat vergangenes Jahr nach langen Debatten Pötsch als Nachfolger für den einstigen Patriarchen Ferdinand Piëch an die Spitze des Gremiums gewählt. Nicht wenige Kontrolleure hatten dabei Bauchgrummeln.

Pötsch präsentierte sich umgehend als Aufklärer. „Alles kommt auf den Tisch, nichts wird unter den Teppich gekehrt“, lässt er sich kurz nach Amtsantritt zitieren. Und er sieht sich als Mittler: „Ich bin seit Monaten im Dialog mit Investoren. Ich versuche, ihre Anliegen und die Unternehmensinteressen zu Corporate-Governance-Aspekten übereinanderzulegen und Schnittmengen auszuloten.“ Nun muss er auch der Staatsanwaltschaft Rede und Antwort stehen.