Warnstreik bei der Lufthansa: Nichts geht mehr

Frankfurt/Berlin (dpa) - Ein heftiger Warnstreik des Bodenpersonals der Lufthansa hat den Flugverkehr der Airline fast in ganz Deutschland lahmgelegt. Rund 150 000 Fluggäste seien von dem Streik betroffen gewesen.

Das teilte Europas größte Fluggesellschaft am Montag mit. Fast alle Flüge innerhalb Deutschlands und Europas waren gestrichen worden. Die meisten Passagiere hatten offensichtlich von den Flugstreichungen gehört, so dass es an den Flughäfen ruhig blieb und kein Chaos ausbrach.

Für diesen Dienstag rechnet die Lufthansa wieder mit einem weitgehend normalen Flugbetrieb. Der Einsatz der Frühschicht an den deutschen Stationen sei gesichert. An den Aktionen an sämtlichen größeren Flughäfen beteiligten sich am Montag rund 12 000 Mitarbeiter, teilte die Gewerkschaft Verdi in Berlin mit. Von insgesamt 1720 geplanten Verbindungen sollten nur 32 starten.

Die noch streikbedingten Ausfälle an diesem Dienstag werde man an einer Hand abzählen können, sagte ein Sprecher der Fluggesellschaft am Montagabend. Vereinzelt kann es laut Lufthansa noch zu Unregelmäßigkeiten kommen. Deshalb sollten sich Fluggäste frühzeitig vor der Reise im Internet (www.lufthansa.com) informieren. Auf einer Internet-Liste nennt Lufthansa für diesen Dienstag neun gestrichene Verbindungen. Sie seien nicht alle auf den Warnstreik zurückzuführen.

Besonders betroffen waren am Montag die Deutschland- und Europa-Verbindungen. Die Terminals etwa am Drehkreuz Frankfurt oder in Hamburg blieben weitgehend leer, weil die Kunden rechtzeitig über die Absagen informiert worden waren. Mit der zweiten Welle und zusammen rund 2400 abgesagten Flügen hat der Verdi-Warnstreik bereits das Ausmaß der regulären, mit Urabstimmung legitimierten Streiks des Kabinenpersonals aus dem vergangenen Herbst überschritten. Bei der Tochter Germanwings fanden alle Flüge statt, wie die Gesellschaft in Köln mitteilte.

Für Inlandsverbindungen hatte die Fluggesellschaft am Montag ihre Kunden auf die Fernzüge der Deutschen Bahn verwiesen, auf die Flugtickets umgebucht werden konnten. „Die Lage ist entspannt. Wir haben ein leicht erhöhtes Fahrgastaufkommen“, sagte ein Sprecher der Bahn. Die Züge seien am Morgen vor allem zwischen Nürnberg und Frankfurt in beiden Richtungen voll gewesen, sagte ein Bahnsprecher in München. Um für Entlastung zu sorgen, seien einige ICEs verstärkt worden, auch habe man einen zusätzlichen Zug eingesetzt.

Die Fluggesellschaft hatte die Arbeitskampfmaßnahme als völlig überzogen und unverhältnismäßig kritisiert. FDP-Fraktionschef Rainer Brüderle bezeichnete Warnstreiks in einem solchen Ausmaß als verantwortungslos. Die Fluggäste dürften nicht in Geiselhaft genommen werden für eine Tarifauseinandersetzung.

Der Warnstreik sei das richtige Signal an Lufthansa, sagte Christine Behle, Verdi-Bundesvorstand und Verhandlungsführerin im Tarifstreit. „Gemeinsam machen wir deutlich, dass wir die absurden Forderungen nach Lohnsenkungen nicht hinnehmen werden, sondern uns dagegen zur Wehr setzen“, sagte Behle bei einer Kundgebung in Hamburg. Auch an anderen Flughäfen waren Demonstrationen geplant. Ob es noch weitere Aktionen vor der nächsten Verhandlungsrunde am 29. April geben wird, wollte Verdi zunächst nicht sagen.

Verdi fordert in dem Tarifkonflikt mit Lufthansa 5,2 Prozent mehr Geld bei einer Laufzeit von 12 Monaten und Jobgarantien für rund 33 000 Mitarbeiter. Die Airline hatte die Forderungen mit einem nach Geschäftsfeldern modifizierten und teils erfolgsabhängigen Vergütungsangebot gekontert. Über 29 Monate kämen einzelne Berufsgruppen auf eine Steigerung von über drei Prozent. Jobgarantien macht Lufthansa von strukturellen Änderungen wie zu längeren Arbeitszeiten und verschobenen Stufensteigerungen abhängig. Bei der Catering-Tochter LSG will Lufthansa eine neue, niedrigere Tarifstruktur durchsetzen.