Warnung vor Deindustrialisierung in der EU
Hannover (dpa) - Die Bedeutung der Industrie ist in der EU laut einer Studie in der jüngeren Vergangenheit nur in Deutschland, Polen und in den Niederlanden gewachsen. Das zeige ein Vergleich über die Jahre 2000 bis 2011, berichtete der Direktor des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) aus Köln, Prof. Michael Hüther, in Hannover.
Das IW habe in der Analyse den Anteil der Industriebranche an der gesamten Wertschöpfung untersucht. Hüther warnte vor wachsender Deindustrialisierung. Großbritannien habe als Beispiel gezeigt, wie schwierig es sei, längere globale Krisen zu überstehen ohne das starke Gewicht eines produzierenden Gewerbes.
EU-Industriekommissar Antonio Tajani bekräftigte in einer Videobotschaft das Ziel, bis zum Jahr 2020 den Industrieanteil an der EU-Wirtschaftsleistung auf ein Fünftel hochzuschrauben. Derzeit gingen nur etwa sechzehn Prozent auf ihr Konto. „Die Industrie soll dabei helfen, Europa wieder auf den Weg stetigen und beständigen Wachstums zu bringen“, sagte Tajani. Hüther und weitere Experten diskutierten in Hannover kurz vor der Eröffnung der weltgrößten Industrieschau Hannover Messe, zu der am Abend Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und Russlands Präsident Wladimir Putin kommen sollten.