Was ist bekannt vom Terror in Frankreich - und was noch nicht?

Paris (dpa) - Nach den Terroranschlägen von Paris fahndet die Polizei weiter nach Unterstützern der drei getöteten Islamisten. Viele Fragen zu den Brüdern Chérif (32) und Saïd (34) Kouachi sowie Amedy Coulibaly (32) sind offen.

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Neben Angaben der Ermittler ergeben widersprüchliche Medienberichte nicht immer ein klares Bild.

Welchen islamistischen Hintergrund haben die Täter?

Bei der Erstürmung der Redaktion von „Charlie Hebdo“ haben die Brüder Chérif und Saïd Kouachi behauptet, sie gehörten zum Terrornetzwerk Al-Kaida. Sie sollen bereits auf der allgemeinen Terror-Beobachtungsliste TIDE gestanden haben, auf der die USA bekannte oder mutmaßliche Terroristen führen. Zudem sollen sich ihre Namen auf der No-Fly-Liste befunden haben, die Flüge in die USA verwehrt.

Vor allem der jüngere Bruder Chérif Kouachi war einschlägig aktiv. Mit einer Organisation um einen radikalislamischen Prediger soll er Kämpfer für den Dschihad angeworben haben. 2008 wurde er zu drei Jahren Haft verurteilt. Sein älterer Brüder Said Kouachi soll Ausbildungslager von Al-Kaida durchlaufen haben. Chérif Kouachi und Amedy Coulibaly hatten im Gefängnis Kontakt. Von Coulibaly existiert ein Video im Internet, das nach dem Ende der Terroraktion eingestellt wurde. Darin bekennt er sich zur in Syrien und im Irak operierenden Terrorgruppe Islamischer Staat (IS).

Was ist über Unterstützer bekannt?

Jenseits der Behauptungen der drei Terroristen ist bisher nicht sicher belegt, ob die Männer wirklich im Auftrag von islamistischen Gruppen oder Organisationen handelten. Die Ermittler gehen allerdings davon aus, dass die Brüder Kouachi und Coulibaly Unterstützer hatten. Gesucht wird Coulibalys Lebensgefährtin Hayat Boumeddiene (26), die als gefährlich eingestuft wird. Für eine direkte Hilfe bei der Geiselnahme im koscheren Supermarkt oder bei der Schießerei im Süden von Paris, bei der am Donnerstag eine Polizistin getötet worden war, kommt sie nicht infrage. Nach offiziellen Angaben war sie zu diesem Zeitpunkt bereits in die Türkei eingereist.

Gibt es bereits Festnahmen?

Die direkt nach den Anschlägen festgenommenen Personen sind inzwischen alle wieder auf freiem Fuß. Dabei handelte es sich zum Beispiel um Verwandte der Attentäter. An Bulgariens Grenze zur Türkei ist ein Mann mit Verbindung zu den Tätern festgenommen worden. Der aus Haiti stammende französische Staatsbürger Fritz-Joly Joachin soll Kontakte zu Chérif Kouachi gehabt haben. Der 29-jährige war in der Silvesternacht am Grenzübergang zur Türkei bei Kapitan Andreewo von der bulgarischen Grenzpolizei festgehalten worden. Ihm wird Mitgliedschaft in einer Terrorgruppe vorgeworfen.

Welche Taten hängen zusammen?

Die Brüder Kouachi werden für den Überfall auf „Charlie Hebdo“ am Mittwoch in Paris verantwortlich gemacht. Beide starben beim Ende der Geiselnahme in einer Druckerei in dem Ort Dammartin-en-Goële nordöstlich von Paris. Coulibaly wird für die Schießerei am Donnerstag im Süden von Paris verantwortlich gemacht, bei der eine Polizistin starb. Am Freitag stürmte er den koscheren Supermarkt im Pariser Osten. Eine der Waffen, die in dem Supermarkt gefunden wurde, soll bei Schüssen auf einen Jogger in Fontenay-aux-Roses südlich von Paris verwendet worden sein. Nach Hinweisen im Video mit Coulibaly wird untersucht, ob die Explosion eines Autos in Villejuif am Donnerstagabend mit ihm zu tun haben könnte.

Woher kam das Geld?

Bislang gibt es keine Hinweise, mit welchen finanziellen Mitteln sich die Brüder Kouachi und Coulibaly ihr jeweils beträchtliches Waffenarsenal zusammenstellen konnten. Die bisher bekannte Bewaffnung soll auf dem Schwarzmarkt deutlich über 10 000 Euro kosten. Angeblich stammen die Waffen aus dem Ausland.