Bürger-Bund bis Roter Aufbau Welche Gruppen protestieren gegen den G20-Gipfel in Hamburg?
Hamburg (dpa) - Gegen den G20-Gipfel in Hamburg haben verschiedene Gruppen und auch Einzelpersonen zum Protest aufgerufen. Am Freitag und Samstag treffen sich die großen Wirtschaftsmächte in der Hansestadt.
Einige der Protestgruppen und Aktiven:
BÜNDNIS „HAMBURG ZEIGT HALTUNG“: Das Bündnis, ein Zusammenschluss aus rund 200 Einzelpersonen, lehnt das G20-Treffen nicht grundsätzlich ab, will aber die demokratischen Werte in Deutschland unterstreichen. Zu den Unterstützern zählen unter anderem Hamburgs Erzbischof Stefan Heße, Ex-Bürgermeister Ole von Beust (CDU), der Technische Direktor des Fußballclubs St. Pauli, Ewald Lienen und Theatermacher Corny Littmann. Auch die Hamburger SPD, die Grünen und die türkische Gemeinde unterstützen die Initiative. Als völlig friedlich gilt die für Samstag geplante Kundgebung des Bündnisses, zu der die Veranstalter 10 000 Menschen erwarten.
JAN VAN AKEN: Der Linken-Bundestagsabgeordnete Jan van Aken hat für Samstag eine Demonstration mit 50 000 bis 100 000 Teilnehmern angemeldet. Bei dieser Veranstaltung werden Ausschreitungen befürchtet.
„ZuG20“: Ein Sonderzug aus Basel mit rund 700 Protestlern traf am Donnerstagmorgen in Hamburg ein. In der Hansestadt verteilten sich die Sonderzug-Mitfahrer quer über die Stadt: Manche wanderten zu einem Übernachtungscamp in Richtung Altonaer Volkspark, andere gingen zum Fischmarkt an der Elbe - dem Startpunkt der für Donnerstagnachmittag geplanten Autonomen-Demo „Welcome to Hell“.
Die Linksextremistische Szene in Hamburg umfasst nach Einschätzung des Verfassungsschutzes rund 1100 Personen. 650 von ihnen seien gewaltbereit, hieß es. Besonders drei Gruppen seien in die Proteste gegen den G20-Gipfel involviert:
AUTONOME SZENE: Autonome sind nach Einschätzung der Verfassungsschützer gewaltorientierte Linksextremisten ohne einheitliches ideologisches Weltbild. Ihr politischer Kampf richte sich gegen die bestehende politische und gesellschaftliche Ordnung. Sie lehnen den Kapitalismus ab und streben eine herrschaftsfreie Gesellschaft an. Zur Durchsetzung ihrer politischen Ziele wird Gewalt als legitimes Mittel betrachtet. Politisches Zentrum der Autonomen ist die seit 1989 besetzte „Rote Flora“.
ROTER AUFBAU HAMBURG: Das politische Grundgerüst dieser antiimperialistischen Gruppe beruht auf Kernelementen des Marxismus-Leninismus. Sie agitieren nach Einschätzung des Verfassungsschutzes überwiegend gegen global tätige Konzerne sowie nationale und internationale Institutionen. „Das Gewaltmonopol des Staates lehnen sie ab und reklamieren für sich zur Durchsetzung ihrer politischen Ziele ein Recht auf Widerstand gegen das „System“, welches auch gewalttätige Aktionen einschließt“, betont der Verfassungsschutz.
INTERVENTIONISTISCHE LINKE HAMBURG: Postautonome wie die Interventionistische Linke sind laut Verfassungsschutz aus den Militanz- und Organisationsdebatten innerhalb der zersplitterten und in Teilen zerstrittenen linksextremistischen Szene entstanden. Sie kritisieren insbesondere die Theoriefeindlichkeit der Autonomen. Die Postautonomen verfolgen eine langfristige Politik der kleinen Schritte und streben eine Revolution in Form einer Transformation des bestehenden Systems an - auch indem sie gezielt taktisch-strategische Bündnisse mit Nicht-Extremisten eingehen.