Weltmeister-Trainer Bilardo immer noch dabei

Rio de Janeiro (dpa) - Mister „Pim, Pam, Pum“ ist wieder da. Der frühere Weltmeister-Trainer Carlos Bilardo hat diesen Beinamen von der argentinischen Sportzeitung „Olé“ bekommen, weil er zu allem und jedem seine Meinung sagt.

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Und genau das ist vor dem WM-Finale zwischen Deutschland und Argentinien an diesem Sonntag besonders gefragt. Zumal Bilardo in Brasilien im Managerstab immer noch zum Tross der Nationalmannschaft gehört.

„Der zweite Platz ist der beste Platz der Verlierer. Ich mag es nicht, Zweiter zu sein“, sagte Bilardo „Olé“. Seine Argentinier sollten sich außerdem „keinen großen Kopf“ machen wegen des deutschen 7:1-Siegs gegen den Rekord-Weltmeister Brasilien. „Das Ergebnis ist deshalb zustande gekommen, weil die brasilianischen Verteidiger vor jedem deutschen Angreifer geflüchtet sind. Diese Abwehr war keine Abwehr, sondern ein Niemandsland.“

Der heute 75 Jahre alte Bilardo führte Argentinien 1986 zum zweiten WM-Titel. Er trainierte damals jenes von Diego Maradona dominierte Team, das das Finale in Mexiko gegen Deutschland mit 3:2 gewann. Vier Jahre später saß der promovierte Mediziner immer noch auf der Bank, als seine Mannschaft das zweite deutsch-argentinische Endspiel in Rom mit 0:1 verlor. Seit 2008 arbeitet Bilardo als eine Art Sportdirektor für den argentinischen Verband, offiziell zuständig für alle Nationalmannschaften von der Jugend bis zu Messi und Co. Das fiel jahrelang niemandem so richtig auf - bis zu dem Tag, an dem Deutschland und Argentinien wieder ein WM-Endspiel erreichten. Seitdem ist „Pim, Pam, Pum“ wieder ein gefragter Mann.

„Dieses Mal möchte ich den Pokal berühren“, sagte er in Anspielung auf die Niederlage von 1990. „Ich glaube, dass diese Mannschaft Weltmeister wird. Es wird schwer, aber Argentinien ist bereit.“

Der Vergleich zwischen Maradona und Lionel Messi ist ein großes Thema bei dieser WM. Viele fragen: Wer von beiden war oder ist wichtiger für sein Team? Und ist die aktuelle Mannschaft so gut wie die Helden von 1986? Bilardo kann darüber natürlich aus erster Hand erzählen, aber entgegen sonstiger Gewohnheiten hält er sich in dieser Frage zurück. „Das sind zwei unterschiedliche Epochen“, sagte er.

„Vergleichbar sind nur das Selbstvertrauen beider Teams und die Aura, die sie aufgrund eines einzigen Spielers haben. Messi ist ein Spieler, der Geschichte schreibt - genau wie di Stefano zu seiner Zeit und später Maradona, Pelé oder Zico. Man muss ihm nicht noch zusätzlich Druck auflegen. Er ist doch schon der Beste der Welt. Er muss ruhig bleiben am Sonntag. Dann kann es klappen.“

Bilardo hält sich bei den Argentiniern im Hintergrund während dieser WM. Er ist bei jedem Spiel dabei, nimmt aber keinen großen Einfluss. Über sein Verhältnis zum aktuellen Trainer Alejandro Sabella sagte er: „Wenn Sabella mich etwas fragt, dann antworte ich. Wenn nicht, dann halte ich still.“ Beide kennen sich schon seit Jahrzehnten, Sabella war Bilardos Spieler bei Estudiantes de La Plata, zusammen gewannen sie 1983 die argentinische Meisterschaft. „Ich finde ihn sehr gut. Er ist ein sehr fleißiger Trainer“, meinte Bilardo. „Und er kann sehr schnell auf bestimmte Umstände reagieren. Darauf kommt es an bei so einem Turnier. Man muss schnell sein.“

Leider hat der argentinische Verband genau diesen Leitsatz nicht ganz beherzigt und alle Entscheidungen über die Zukunft Sabellas auf die Zeit nach dem Turnier verschoben. Zwei Tage vor dem Finale kam dieses Thema nun hoch, als der Berater des Trainers gegenüber mehreren Medien erklärte: „Er geht. Was auch immer passiert, Sabella wird die Nationalmannschaft verlassen.“ Der Trainer dementierte das nicht. Und auch Bilardo meinte nur: „Mir hat er dazu nie etwas gesagt.“