Zehn Tote nach Blutbad an US-College
Portland (dpa) - Der Amoklauf mit zehn Toten an einem College im US-Westküstenstaat Oregon hatte Augenzeugen zufolge möglicherweise einen religiösen Hintergrund.
Der 26-jährige Schütze habe die Studenten am Umpqua Community College zunächst gefragt, ob sie Christen seien, zitierte der Sender CNN eine 18-Jährige, die von einer Kugel am Rücken getroffen wurde. „Weil ihr Christen seid, werdet ihr Gott schon in wenigen Sekunden gegenüberstehen“, soll der Täter gesagt und dann auf die Jugendlichen geschossen haben. Er habe seit Jahren darauf gewartet, diese Tat zu begehen.
Sieben Menschen wurden nach Polizeiangaben verletzt. Das Blutbad in der kleinen Gemeinde Roseburg schlug hohe Wellen bis nach Washington. Der seit langem für strengere Waffengesetze kämpfende Präsident Barack Obama zeigte sich erschüttert. „Wir sind das einzige fortschrittliche Land der Erde, das diese Massen-Schießereien alle paar Monate erlebt“, sagte er. Obama forderte erneut strengere Gesetze zur Vermeidung vergleichbarer Fälle. Die mächtige Waffenlobby des Landes will dies um jeden Preis verhindern.
Medienberichten zufolge betrat der schwer bewaffnete Täter am Vormittag einen Unterrichtsraum in einem der insgesamt 18 Gebäude des College, wurde aber Minuten nach dem ersten Notruf „neutralisiert“, wie Feuerwehrsprecher Ray Schoufler sagte. Behördenangaben zufolge wurden drei Pistolen und ein Gewehr sichergestellt.
Sowohl über die genaue Zahl der Todesopfer wie auch über das Motiv des offenbar allein handelnden Täters herrschte lange Unklarheit. Während Staatsanwältin Ellen Rosenblum von 13 und einige Medien von 15 Todesopfern sowie mehr als 20 Verletzten sprachen, bestätigte Polizeisprecher John Hanlin zunächst zehn Tote und sieben Verletzte, drei davon schwer.
Am Umpqua Community College (UCC) sind mehr als 3000 Vollzeit-Studenten eingeschrieben. Die Kleinstadt mit rund 22 000 Einwohnern liegt etwa drei Autostunden südlich der Metropole Portland. Bis Montag sollte das College geschlossen bleiben, alle studentischen Aktivitäten für das Wochenende wurden gestrichen. Noch Stunden nach der Tat untersuchten Sprengstoff-Experten in der Nähe geparkte Autos nach Bomben.
Obama betonte, sowohl die Berichterstattung über tödliche Shootings als auch die jeweils anschließende Debatte seien zur Routine geworden. Er erinnerte an besonders prominente Fälle in Columbine und Aurora (Colorado), Newtown (Connecticut) und Charleston (South Carolina). Präsidentschaftsanwärterin Hillary Clinton zeigte sich ebenfalls geschockt. „Ich habe das so satt. Dieses Land muss dringend damit anfangen, Waffen von Leuten fernzuhalten, die keine Waffen haben sollten“, sagte sie dem Sender NewsCenter 5.
Colleges und Universitäten seien wegen ihrer offenen Anlagen „anfällig für solche Ereignisse“, teilte der Verband American Association of Community Colleges mit. Die Organisation Everytown, die sich für eine Reform der laxen US-Waffengesetze stark macht, sprach von einer „Tragödie“. Oregons Gouverneurin Kate Brown ordnete an, die Flaggen an allen öffentlichen Gebäuden am Freitag auf halbmast zu setzen.