EN-Kreis. Verdienstorden für Annette Wagner
EN-Kreis. · 58 Jahre alte Wittenerin hilft Kindern, mit Trauerfällen umzugehen.
„Annette Wagner schaut nicht weg. Sie holt Trauer und Tod aus der Tabuecke, stellt Kinder und Jugendliche in den Mittelpunkt ihres ehrenamtlichen Tuns, die Mama oder Papa, Oma oder Opa, Geschwister oder Freunde verloren haben.“ Mit diesen Worten fasst Landrat Olaf Schade zusammen, warum die Wittenerin das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland zugesprochen bekommen hat.
Also die Auszeichnung, die die höchste ist, die die Bundesrepublik für Verdienste um das Gemeinwohl zu vergeben hat und die durch den jeweils amtierenden Bundespräsidenten verliehen wird.
„Natürlich ist die Übergabe des Ordens an Bürger des Ennepe-Ruhr-Kreises für mich immer ein besonderer Termin. Zum einen, weil zwischen Hattingen und Herdecke, Breckerfeld und Witten pro Jahr nur wenige Personen dieses einmalige Dankeschön unseres Landes erhalten. Zum anderen, weil jede dieser Veranstaltungen die Chance bietet, außergewöhnliche Menschen und erstaunliche Lebensgeschichten kennen zu lernen“, so Schade.
Im „Fall“ Wagner bedeutet das: Zunächst begleitete sie im Rahmen der kreiskirchlichen Krankenhausseelsorge Patientinnen und Patienten in der Psychiatrie. Ab 2003 widmete sie sich dann ehrenamtlich der Trauerarbeit mit Kindern und Jugendlichen. Dafür baute die heute 58-Jährige den Verein Trauerarbeit Hattingen auf, half hier jährlich in zwei bis drei Gruppen vor allem Grundschulkindern.
„Damals wie heute waren und sind solche Angebote bundesweit nur selten zu finden. Mit einem von ihr entwickelten Lernprogramm machte Annette Wagner das Erleben der Trauer, den ersten Geburtstag ohne Eltern oder auch neue Hoffnungsbilder für das weitergehende Leben zum Thema“, berichtete der Landrat. Bereits 2004 wurde diese Konzept „made by Wagner“ im Buch „Trauernde begleiten“ veröffentlicht.
Acht Jahre später initiierte Wagner das Kinder- und Jugendtrauerzentrum in Witten. Als pädagogische Leiterin verkörpert sie den Dreiklang aus „traurig - mutig - stark“. Sie begleitet nicht nur Trauernde, Trennungskinder und bald auch Abschied nehmende Kinder, sie kümmert sich auch unermüdlich um Spenden und stellt Anträge für Fördergelder. Nur so kann die Arbeit fortgesetzt werden.
„Denn“, so Schade, „so wichtig, wertvoll und nachahmenswert die Einrichtung ist, zur vollen Wahrheit zählt auch: Es braucht einen langen Atem, viel Energie und Durchsetzungskraft, um so etwas zu stemmen. Es braucht Menschen wie Annette Wagner.“