150 Jahre Bayer oder Wie man mit Chemie Gold macht
Bayer feiert seinen 150. Geburtstag. Auch Bundeskanzlerin Merkel und Ministerpräsidentin Kraft gratulierten.
Köln. Als Angela Merkel auf dem Festakt zum 150. Bayer-Geburtstag Paracelsus zitiert, hat sie die 1000 geladenen Bayer-Freunde in der Kölner Messe ganz auf ihrer Seite: „Der wahre Zweck der Chemie besteht nicht darin, Gold zu machen, sondern Medizin herzustellen“, hatte der Arzt schon vor Jahrhunderten gesagt.
Das ist so ganz nach dem Geschmack von Bayer-Chef Marijn Dekkers, der immer gern das Firmenmotto zitiert: „Science for a better life“ (Wissenschaft für ein besseres Leben). Doch die Bundeskanzlerin fügt noch verschmitzt einen Satz an: „In diesem Sinne hat sich Bayer als Goldgrube erwiesen.“
Also am Ende doch: Gold durch Chemie. So wie es sich die Alchemisten immer erträumt hatten. Erfolg ist doch keine Schande, wird sich Dekkers gedacht haben. Erfolg, den man auch gern seinen Gästen zeigt. Tagesschausprecherin Judith Rakers moderiert charmant den Festakt mit Politprominenz, Bayer-Philharmonikern und beeindruckenden Imagefilmen.
Der Bayer-Chef erinnert an die Anfänge des Unternehmens, das 1863 in Barmen, dem heutigen Stadtteil von Wuppertal, seinen Anfang nahm. Damals begannen der Kaufmann Friedrich Bayer und der Färber Johann Friedrich Weskott damit, synthetische Farbstoffe aus Steinkohlenteer herzustellen. „Heute würde man es Start-up-Unternehmen nennen“, sagt der heutige Unternehmenslenker Dekkers, der weltweit mehr als 110 000 Mitarbeiter gebietet, knapp 30 000 sind es in NRW.
Als Ministerpräsidentin empfinde sie Freude und Stolz, dass die Wurzeln des Unternehmens hier liegen, bekennt auch NRW-Regierungschefin Hannelore Kraft (SPD) in ihrer Gratulationsrede: „Wir wollen, dass Sie auch hier bei uns im Land wachsen.“ Ihr sei bewusst, „wie sehr wir auch in Zukunft die Chemie brauchen“. Damit spricht sie Bayer-Chef Dekkers aus der Seele, der aber darauf hinweist, dass es im Alltag oft an der Akzeptanz fehle: „Manchmal habe ich das Gefühl, dass so lange über Risiken gesprochen wird, bis die Chancen komplett vertan sind.“ Der Applaus ist ihm an dieser Stelle sicher — Gegner von Bayer-Projekten sind nicht im Saal.
„Deutschland und Chemie gehören zusammen“, bekräftigt denn auch die Kanzlerin, die ein Versprechen mitgebracht hat, das auch für die Chemieindustrie bedeutend ist. Mit Blick auf das in der EU diskutierte Aus für die Befreiung energieintensiver Unternehmen von der Ökostromumlage sagt die CDU-Politikerin: „Wir werden in Brüssel entschieden dafür kämpfen, dass Ausnahmeregelungen bestehen bleiben.“
Natürlich kann man nicht über Bayer sprechen, ohne Aspirin zu erwähnen. Gern zitiert man auch gestern die Worte des US-Astronauten Edwin Aldrin, der über die Sorgen und Ängste der Raumfahrer 1969 auf ihrer Mondmission berichtet hatte: „Wir wussten, wir hatten Aspirin an Bord, darauf konnten wir zählen.“