6,6 Millionen Menschen sitzen in der Schuldenfalle

Trotz bisher guter Konjunktur steigt die Zahl der überschuldeten Privatpersonen — auch in unserer Region.

Düsseldorf. Bislang konnten sich die Deutschen über eine vergleichsweise gute Wirtschaftslage freuen. Steigende Löhne, entspannter Arbeitsmarkt — da müsste es den Menschen finanziell bessergehen.

Doch der Schuldner-Atlas der Wirtschaftsauskunftei Creditreform zeigt eine andere Tendenz: Nach leichtem Rückgang 2011 ist die Zahl überschuldeter Privatpersonen 2012 angestiegen — um 190 000 auf 6,6 Millionen.

Das betrifft auch unsere Region. So liegt Wuppertal in der Negativrangfolge bundesweit auf Platz zwei hinter Bremerhaven: Eine Schuldnerquote von 18,09 Prozent weist die bergische Stadt auf — nach 17,87 Prozent im Jahr 2011. Das heißt: Mehr als 18 von 100 Erwachsenen gelten als überschuldet.

Bei den Städten mit dem höchsten Anstieg der Schuldnerquote gegenüber dem Vorjahr schneiden Krefeld und Mönchengladbach mit am schlechtesten ab. In Krefeld stieg die Schuldnerquote von 12,8 auf 13,59 Prozent, in Mönchengladbach von 14,77 auf 15,52 Prozent. Und selbst in Düsseldorf stieg die Quote von 12,17 auf 12,49.

Bundesweit sind 9,65 von 100 Erwachsenen überschuldet, in NRW liegt die Schuldnerquote bei 11,17 (plus 0,36 gegenüber dem Vorjahr). Bayern ist mit 6,98 Prozent das Bundesland mit der niedrigsten Schuldnerquote.

Die höchsten Zunahmen bei der Überschuldung gibt es bei jungen Erwachsenen im Alter zwischen 20 und 29 Jahren: Dabei stieg die Zahl gegenüber dem Vorjahr um acht Prozent auf 1,561 Millionen an. Erfreulich dagegen die Entwicklung bei den unter 20-Jährigen, bei denen die Zahl um elf Prozent auf 216 000 sank.

Dagegen setzte sich der Trend fort, dass immer mehr Frauen überschuldet sind. Waren es 2004 noch gut zwei Millionen, sind es nun schon 2,4 Millionen (Männer: 4,2 Millionen).

Michael Bretz, Wirtschaftsforscher bei Creditreform, sieht einen Grund für die Negativentwicklung im Konsumverhalten: „Die einfachen Möglichkeiten, im Internet zu bestellen, verleiten viele zu Ausgaben, die sie sich nicht leisten können.“