78 Strauss-Filialen machen weiter

Hans Peter Döhmen, Sanierungsgeschäftsführer von Strauss Innovation, blickt positiv in die Zukunft.

Foto: Panagiotis Costoglou

Düsseldorf. Ende 2013 geriet das in unserer Region verankerte Handelsunternehmen Strauss Innovation nach mehr als 100-jähriger Firmengeschichte ins Wanken. Wie ging es seither weiter und wie sieht die Zukunft aus? Wir sprachen mit Hans Peter Döhmen, der seither als Sanierungsgeschäftsführer das Unternehmen lenkt.

Herr Döhmen, vor eineinhalb Jahren steckte Strauss Innovation tief in der Krise. Von Pleite war die Rede. Ist die nun abgewendet?

Hans Peter Döhmen: Vor etwa eineinhalb Jahren sollte das Unternehmen verkauft werden, der Verkaufsprozess wurde jedoch abgebrochen. Infolge dessen war ein Insolvenzantrag im Januar 2014 unvermeidbar. Wir haben Strauss Innovation dann mit den Sanierungsinstrumenten des Schutzschirmverfahrens sowie eines Insolvenzplans bilanziell wie strukturell neu aufgestellt.

Wie unterscheidet sich dieses Schutzschirmverfahren mit Insolvenzplan von einem „normalen“ Insolvenzverfahren?

Döhmen: Seit März 2012 haben Unternehmen unter einem längstens drei Monate dauernden Schutzschirm die Möglichkeit, einen Sanierungsplan auszuarbeiten. In dieser Zeit dürfen insbesondere keine Forderungen vollstreckt werden. Anders als im Regel-Insolvenzverfahren bleibt die Geschäftsführung in Amt und Würden und führt die Geschäfte unter der Aufsicht eines gerichtlich bestellten Sachwalters fort.

Wie sieht es derzeit aus? Konkret: Wie viele Filialen gibt es bundesweit, wie viele Filialen wurden seit Beginn des Verfahrens geschlossen, wie viele Arbeitsplätze wurden abgebaut?

Döhmen: Im Jahr 2014 haben wir Strauss Innovation neu ausgerichtet. Rund 1100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten in der Zentrale und in unseren bundesweit 78 Filialen, um den Kunden ein spannendes Sortiment in den Bereichen Mode, Wohnen und Lifestyle anzubieten. Insgesamt mussten wir 17 Filialen schließen und hatten dadurch für rund 200 Beschäftigte keine Aufgaben mehr im Unternehmen. 140 dieser Beschäftigten haben wir zunächst über eine Transfergesellschaft weiter qualifiziert und vermittelt. Auch unser Logistikcenter in Solingen konnten wir mit 76 Mitarbeitern fortführen.

Stehen weitere Einschnitte an — bei Filialen, Arbeitsplätzen oder hinsichtlich der Bezahlung der Angestellten? Werden diese derzeit (noch) nach Einzelhandelstarif bezahlt?

Döhmen: Wir haben Strauss Innovation sehr konsequent mit Augenmaß saniert, so dass derzeit keine weiteren Maßnahmen geplant sind. Die Verhandlungen über einen neuen Tarifvertrag, die wir vergangenes Jahr aufgenommen haben, sollen zügig abgeschlossen werden.

Auf wie viel Prozent ihrer Forderungen haben die Gläubiger von Strauss Innovation verzichtet?

Döhmen: Alle Beteiligten haben einen wesentlichen Beitrag geleistet, Strauss Innovation neu aufzustellen. Der ausgehandelte und bestätigte Insolvenzplan sieht vor, dass die Gläubiger nur einen Bruchteil ihrer ursprünglichen, berechtigten Forderungen erhalten. Die finale Quote steht derzeit noch nicht fest.

Wie sieht die Geschäftsstrategie insbesondere in Abgrenzung zu den großen Kaufhäusern aus?

Döhmen: Wir waren, sind und bleiben flexibler und schneller als die traditionellen, großen Warenhäuser. Wir wollen zukünftig eine gleichbleibend hohe Qualität zu exzellenten Preisen anbieten. Unser breites Basissortiment wird wieder ganzjährig verlässlich für unsere Kunden verfügbar sein.

Welche Rolle spielt für Sie das Onlinegeschäft?

Döhmen: Man kann heute den stationären Handel und das Onlinegeschäft nicht mehr isoliert betrachten. Richtig aufgestellt und aufeinander abgestimmt wollen wir unsere Kunden zukünftig über alle heutigen Vertriebskanäle erreichen. Von der Filiale über den Onlineshop bis hin zum Handy oder Tablet.

Angesichts der Krise, die etwa Karstadt durchmacht und von der ja auch Strauss nicht verschont blieb: Wie sehen Sie generell die Zukunft von Kaufhäusern in den Städten?

Döhmen: Viele Menschen zieht es aus den unterschiedlichsten Motiven zurück in die Städte. Unter anderem wegen der kurzen Wege. Das ist eine Chance für uns, die wir nutzen werden.