Ackermann hält Deutsche Bank auf Rekordkurs

Frankfurt/Main (dpa) - Der mächtige Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann will den Branchenprimus mit Rekordgewinn an sein Nachfolger-Duo übergeben. Er bekräftigte am Dienstag das Ziel, 2011 erstmals im operativen Geschäft 10 Milliarden Euro vor Steuern zu verdienen.

Mit 5,5 Milliarden Euro hat der Konzern nach sechs Monaten schon mehr als die Hälfte davon erreicht. Wegen der Euro-Schuldenkrise sei es aber schwerer geworden, warnte Ackermann. Die kritische Rufe wegen seines geplanten Wechsels 2012 auf den Chefposten im Aufsichtsrat werden unterdessen immer lauter.

Nur in Ausnahmefällen erlaubt das Aktiengesetz diesen unmittelbaren Übergang, wenn mindestens 25 Prozent der Anteilseigner dem zustimmen. Nach wochenlangem Gezerre hatte das Kontrollgremium dafür am Montagabend den Weg frei gemacht. Der Schweizer soll nach der Hauptversammlung im Mai nächsten Jahres vom Management direkt an die Spitze des Aufsichtsrats wechseln. Im Vorstand sollen dann der oberste Investmentbanker Anshu Jain und Deutschland-Chef Jürgen Fitschen die Amtsgeschäfte übernehmen. US-Analysten befürchten, Jain könnte durch das Dreierbündnis in seinem Handlungsspielraum zu sehr eingeschränkt werden.

Die Bundestags-Grünen warnten vor einer Interessenkollision Ackermanns. Sein Wechsel widerspreche den Regeln guter Unternehmensführung. Der wirtschaftspolitische Sprecher der Unions-Bundestagsfraktion, Joachim Pfeiffer (CDU), sagte dem „Handelsblatt“: „Für mich ist es nicht akzeptabel, dass er mit großem Brimborium einen Corporate-Governance-Kodex fordert, und auf der anderen Seite die Deutsche Bank sich selbst bei dem ersten sich bietenden Anlass nicht an diesen Kodex hält.“ SPD-Fraktionsvize Joachim Poß äußerte verhaltene Kritik an Ackermanns geplantem Wechsel. Es sei „bedauerlich, dass ein erneuter Verstoß gegen die Intentionen der Corporate Governance erfolgen soll“, sagte er „Handelsblatt Online“.

An den Finanzmärkten kam der Verbleib Ackermanns dagegen gut an. Eine Niederlage im Machtkampf gegen den aktuellen Aufsichtsratschef Clemens Börsig wäre vielen sauer aufgestoßen. „Wir begrüßen ganz klar die erwartete und notwendige Entscheidung zu der Doppelspitze und Josef Ackermann als potenziellen neuen Aufsichtsratsvorsitzenden“, schrieb die DZ Bank. Die Aktie lag wie der Dax leicht im Plus, auch wenn die Quartalsergebnisse leicht unter den Erwartungen lag.

Im zweiten Quartal konnte sich die Bank den Turbulenzen an den Handelsmärkten kaum noch entziehen. Ein dank der zugekauften Postbank stärkeres Privatkundengeschäft machte die Rückgänge allerdings wett. Dagegen musste der Konkurrent, die Schweizer Großbank UBS, im zweiten Quartal einen herben Rückschlag hinnehmen. Der Gewinn brach im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um knapp die Hälfte ein. Auch die meisten US-Großbanken hatten mit Problemen im Handelsgeschäft zu kämpfen. Ackermann befand dagegen: „Trotz zunehmend schwieriger Marktbedingungen hat sich unser Geschäftsmodell als robust erwiesen.“ Die Neuausrichtung zahle sich aus. Ackermann will die von Kritikern lange als „großes Kasino“ gegeißelte Deutsche Bank unabhängiger vom Investmentbanking machen und baut das Privatkundengeschäft aus.

Unter dem Strich verdiente die Bank im zweiten Quartal rund 1,2 Milliarden Euro. Das waren entgegen den Markterwartungen nur magere drei Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Dabei belasteten überraschend hohe Rückstellungen für mögliche Kreditausfälle vor allem bei der Postbank, was die Deutsche Bank mit Buchungsformalien erklärte.

Auf Anleihen des Pleitekandidaten Griechenland schrieb die Bank 155 Millionen Euro ab. Darin sind allerdings noch nicht die Auswirkungen des in der vergangenen Woche beschlossenen Rettungspakets enthalten, wie ein Sprecher erklärte. Die genauen Folgen einer freiwilligen Beteiligung an den Hilfen für Athen würden noch geprüft, heißt es im Quartalsbericht.

Auch gegen weitere mögliche Rückschläge aus anderen kriselnden Euro-Staaten wappnete sich Deutschlands größte Bank: Im ersten Halbjahr kappte das Institut sein Engagement in den von der Schuldenkrise betroffenen Ländern Portugal, Irland, Italien, Griechenland und Spanien - den sogenannten PIIGS-Staaten - um 70 Prozent auf rund 3,7 Milliarden Euro. Am deutlichsten reduzierte die Bank das Risiko in Italien: von 8,0 Milliarden Ende 2010 auf 997 Millionen Euro Ende Juni 2011.

Gut voran kommt die Deutsche Bank beim Aufbau von Eigenkapital, das als Puffer gegen neue Krisen gilt. Die harte Kernkapitalquote stieg auf 10,2 Prozent - nach 8,7 Prozent Ende 2010 und 9,6 Prozent Ende März. Damit sieht sich die Bank gut gerüstet für die künftig geltenden schärferen Anforderungen („Basel III“). Finanzvorstand Stefan Krause betonte in einer Telefonkonferenz, mit der aktuellen Kapitalausstattung wäre die Bank beim jüngsten europäischen Bankenstresstest im Krisenszenario bei 7,5 Prozent Kernkapitalquote gelandet - einen Prozentpunkt besser als beim Test.