Ackermann tritt nach Tod von Manager als Zurich-Präsident zurück

Zürich (dpa) - Der einstige Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann ist nach dem mutmaßlichen Selbstmord eines Top-Managers als Verwaltungsratspräsident des Schweizer Versicherungskonzerns Zurich zurückgetreten.

Zur Begründung verwies Ackermann am Donnerstag auf Vorhaltungen gegen ihn im Zusammenhang mit dem Tod von Zurich-Finanzvorstand Pierre Wauthier.

Der 53-Jährige war am Montag tot in seiner Wohnung aufgefunden worden. Die Polizei geht nach eigenen Angaben von einem Selbstmord aus.

„Ich habe Grund zur Annahme, dass die Familie meint, ich solle meinen Teil der Verantwortung hierfür tragen, ungeachtet dessen, wie unbegründet dies objektiv betrachtet auch sein mag“, erklärte Ackermann laut einer Mitteilung des Konzerns. Angesichts dessen sehe er eine weitere erfolgreiche Führung des Zurich-Verwaltungsrates infrage gestellt. „Um jegliche Rufschädigung zu Lasten von Zurich zu vermeiden, habe ich beschlossen, von allen meinen Funktionen im Verwaltungsrat mit sofortiger Wirkung zurückzutreten.“

Nach Schweizer Medienberichten unter Berufung auf das Umfeld von Ackermann soll die Witwe Wauthiers sich bei Zurich-Vorstandschef Martin Senn über den harten Führungsstil des Ex-Deutsche-Bank-Chefs beklagt haben. Der Zurich-Konzern machte zu der angeblichen Beschwerde der Frau keine Angaben: „Zu Einzelheiten nehmen wir mit Rücksicht auf die Familie nicht Stellung“, sagte Unternehmenssprecher Björn Emde der Nachrichtenagentur dpa.

An der Zürcher Börse verlor die Aktie des Versicherungskonzerns bis zum Nachmittag um die drei Prozent an Wert. Händler verwiesen zur Begründung auf Unwägbarkeiten nach dem Ackermann-Abgang.

Wauthier gehörte dem Unternehmen seit 1996 an, 2011 wurde er Finanzvorstand. Der Franzose, der auch einen britischen Pass besaß, habe sich mit größter Wahrscheinlichkeit selbst getötet, erklärte ein Polizeisprecher. Er verwies auf die bisherigen gerichtsmedizinischen Untersuchungen. Ein Drittverschulden könne ausgeschlossen werden.

Ackermann war seit März 2012 Verwaltungsratspräsident bei der Zurich-Gruppe, angetreten hatte er das Amt nach seinem Ausscheiden bei der Deutschen Bank zwei Monate später. Wie bei angelsächsischen Unternehmen ist der Verwaltungsrat in der Schweiz mächtiger als etwa ein deutscher Aufsichtsrat. Zwar lenkt der Vorstandsvorsitzende die täglichen Geschäfte, doch der Chef des Verwaltungsrats hat großen Einfluss auf die Strategie. Man sei sich „keines konzerninternen Konflikts bewusst“, sagte ein Zurich-Sprecher der Schweizer Nachrichtenagentur sda. Das Unternehmen biete aber seine Hilfe bei einer eventuellen Untersuchung des Falls durch die Behörden an und stehe den Hinterbliebenen Wauthiers zur Seite.

Der Verwaltungsrat erklärte, die Entscheidung Ackermanns zu respektieren. Sie sei „mit größtem Bedauern angenommen“ worden. Ackermanns bisheriger Stellvertreter, der Niederländer Tom de Swaan, hat die Funktion des amtierenden Verwaltungsratspräsidenten übernommen.

Die Zurich-Gruppe ist das größte Versicherungsunternehmen der Schweiz und eines der fünf größten weltweit. Vor zwei Wochen hatte Zurich einen Gewinnrückgang infolge hoher Zahlungen für Naturkatastrophen - darunter das Hochwasser in Deutschland - sowie des anhaltenden Zinstiefs gemeldet und dabei die Erwartungen von Analysten verfehlt.