Ängste vor Zinswende in den USA: Dax deutlich unter 10 000 Punkte
Frankfurt/Main (dpa) - Der Dax hat am Dienstag die Marke von 10 000 Punkten klar gerissen. Sorgen vor einer raschen Zinswende in den USA sowie ein Markteinbruch in China ließen den deutschen Leitindex deutlich unter diese psychologisch wichtige Schwelle rauschen.
Hinzu kam ein Absturz der Börse in Athen. Am Ende büßte das deutsche Börsenbarometer 2,21 Prozent auf 9793,71 Punkte ein. Für den MDax als Index der mittelgroßen Werte ging es um 1,36 Prozent auf 16 855,47 Punkte nach unten. Der Technologiewerte-Index TecDax sackte um 2,89 Prozent auf 1341,46 Punkte ab.
Einem Medienbericht zufolge könnte die US-Notenbank Fed schon bei ihrer Sitzung in der kommenden Woche die Weichen Richtung Zinserhöhung stellen. Das billige Geld, das die Fed und andere Notenbanken in die Märkte pumpen, wirkt seit Jahren als Schmiermittel für die Börsen. Bereits am Montag hatte sich der deutsche Leitindex von seiner Ende der Vorwoche erreichten Bestmarke von 10 093 Punkten entfernt.
Erschwerend kam hinzu, dass am Dienstag die chinesischen Börsen nach einer Rekord-Gewinnserie abrupt in die Tiefe rauschten. Auch in Japan gab es nach einem tagelangen Aufwärtstrend Verluste. Zu den Auslösern der Verkäufe zählten unter anderem der weiter schwache Ölpreis, Währungsschwankungen und in China verschärfte Regeln zur Geldbeschaffung mittels Anleihen.
Der griechische Leitindex ASE verlor fast 13 Prozent. Dies war der stärkste Tagesverlust seit 1987. An der Börse in Athen hatte die Entscheidung zu vorgezogenen Präsidentschaftswahlen die Furcht vor einem Rückfall in die Krise geschürt. Zudem gerieten auch die griechischen Staatsanleihen stark unter Druck. Durch die Entwicklungen in China und in Griechenland seien die erfolgsverwöhnten Optimisten an der Börse aus ihrer Euphorie gerissen worden, sagte Analyst Jens Klatt von DailyFX.
Die Aktien von BMW verbilligten sich um 2,95 Prozent auf 88,90 Euro. Ein Experte verwies auf einen Konflikt mit Händlern des Autokonzerns in China. Dabei gehe es um Rabatte, Ersatzteile und Absatzziele. Zudem gibt der langjährige BMW-Chef Norbert Reithofer seinen Vorstandsposten bei dem Autobauer im kommenden Jahr vorzeitig ab. Das Unternehmen verliert darüber hinaus seinen Entwicklungschef Herbert Diess an Volkswagen (VW).
Den Anteilseignern der Deutschen Bank verdarb ein neuer Rechtsstreit die Laune. Die Papiere fielen um 3,73 Prozent. Die USA verklagen Deutschlands größtes Geldhaus wegen des Verdachts auf Steuerhinterziehung in dreistelliger Millionenhöhe. Wenngleich die Summe im Vergleich zu anderen Verfahren nicht sonderlich hoch sei, habe dies auf die Stimmung gedrückt, sagte ein Händler.
Auch alle anderen Dax-Werte schlossen im Minus. Papiere des Konsumgüterproduzenten Henkel schlugen sich nach einer Kaufempfehlung noch am besten und gaben um 0,80 Prozent nach.
Der EuroStoxx 50 als Leitindex der Eurozone büßte 2,62 Prozent auf 3162,77 Punkte ein. Die Börsenbarometer in Paris und London verzeichneten ebenfalls deutliche Verluste von jeweils mehr als 2 Prozent. An der Wall Street sackte der Dow Jones Industrial nach Handelsschluss in Europa rund 1 Prozent ab.
Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite börsennotierter Bundeswertpapiere von 0,63 Prozent am Vortag auf 0,60 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,07 Prozent auf 138,49 Punkte. Der Bund Future legte um 0,20 Prozent auf 153,91 Punkte zu. Der Euro legte zu und notierte zuletzt bei 1,2415 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs zuvor auf 1,2369 (Montag: 1,2258) Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,8085 (0,8158) Euro.