Post kauft Elektromobil-Hersteller Streetscooter

Der Logistik-Riese will mit dem Aachener Streetscooter seine gesamte Zustellflotte unter Strom setzen.

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Dass die Deutsche Post AG überaus begeistert ist von ihrem speziellen Elektroauto des Aachener Autobauers Streetscooter, ist schon lange verbrieft. Die 50 Brief- und Paketzusteller arbeiten wie auch die Streetscooter-Pedelecs derart zuverlässig, dass weitere Bestellungen sicher waren. Nun ist klar: Aus der Zusammenarbeit wird ein ganz großes Geschäft. Die Deutsche Post kauft die Aachener Streetscooter GmbH, macht sie zu einer hundertprozentigen Tochter.

Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart, für die Aachener Verantwortlichen ist der Deal aber von unschätzbarem Wert. Mit der Deutschen Post als Großkonzern im Rücken soll der Automobilbau in Aachen 87 Jahre nachdem der letzte „Fafnir“ in der Stadt produziert wurde, einen riesigen Aufschwung erfahren. Denn sicher ist: Streetscooter wird auch als Post-Tochter ein Aachener Unternehmen bleiben.

Die Deutsche Post, die auf dem deutsch-niederländischen Gewerbegebiet Avantis bereits eine Teststrecke für ihre Zustellfahrzeuge baut, wird auf das bewährte Team und die bewährte Zusammenarbeit mit der RWTH Aachen setzen. Rund 100 Mitarbeiter zählt Streetscooter aktuell in Aachen. 200 Fahrzeuge sind bereits auf den Straßen unterwegs. Es gilt als sicher, dass in absehbarer Zeit beide Zahlen deutlich steigen werden.

Post-Vorstand Jürgen Gerdes hatte zuletzt verlauten lassen, dass die Post ihre gesamte Zustellflotte unter Strom setzen wolle. Diese zählt im Moment rund 32 000 Fahrzeuge. Und er sprach von 20 000 Streetscootern, auf die die Post dabei setzen wolle. Es könnten nun sogar noch mehr werden.

Zunächst soll die Produktion auf etwa 5000 Fahrzeuge im Jahr hochgefahren werden. Doch die Post will das Elektromobil, dass es vom Zweisitzer bis zum Großkastenwagen in vielen flexiblen Varianten gibt, nicht nur für den Eigenbedarf produzieren, sondern eben auch verkaufen.

Die Perspektive für den weiteren Erfolg des Aachener Elektroautos sei unter dem bekannten Namen Post enorm, erläutert Streetscooter-Sprecher Christian Steinborn auf Anfrage. Aus einem kleinen Unternehmen, 2010 als Spin-off der RWTH gegründet, werde mit dem Kauf durch die Post — es soll noch weitere namhafte Kaufinteressenten gegeben haben — ein richtiger Automobilhersteller mit entsprechender Power. Und wann hat es in Deutschland zuletzt einen neuen Namen im Automobilsektor gegeben?

Die Streetscooter-Verantwortlichen sprechen von einem Musterbeispiel, was aus einer Hochschule wachsen könne. „Es ist fast ein Wirtschaftsmärchen, dass wir zeigen konnten, dass wir ein ökologisches Auto ökonomisch produzieren können“, sagt Steinborn. Projektleiter Achim Kampker sagte schon 2011 im Gespräch mit unserer Zeitung: „Ich glaube, dass wir mit dem Streetscooter den Nerv der Zeit getroffen haben.“