Air Berlin: Prock-Schauer tritt zurück

Überraschung bei Deutschlands zweitgrößter Fluggesellschaft: Nach nur zwei Jahren macht der Chef Platz für Stefan Pichler.

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Der kriselnde Lufthansa-Konkurrent Air Berlin tauscht zum dritten Mal in nicht einmal vier Jahren seine Führung aus. Vorstandschef Wolfgang Prock-Schauer zieht sich wieder in die Strategieabteilung zurück und übergibt am 1. Februar an den früheren Lufthansa-Manager Stefan Pichler. Der 56-Jährige solle die Gruppe neu strukturieren und zu langfristiger Rentabilität führen, teilte Deutschlands zweitgrößte Fluggesellschaft am Montag mit.

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Air Berlin steckt seit Jahren in der Krise und wird nur mit Hilfe ihres arabischen Großaktionärs Etihad über Wasser gehalten.

Prock-Schauer war nur zwei Jahre an der Spitze der Airline. Er hatte im Januar 2013 den jetzigen Berliner Flughafenchef Hartmut Mehdorn abgelöst. Zuvor hatte er sich erfolglos an der Sanierung der damaligen Lufthansa-Beteiligung British Midland versucht.

Sein Amt bei Air Berlin lege er jetzt auf eigenen Wunsch nieder und verlasse den Verwaltungsrat, erklärte die Fluggesellschaft. Der 57-Jährige wird im Vorstand bleiben und soll auf seinem früheren Posten als Chefstratege das Streckennetz neu gestalten.

Das ist nötig, weil Air Berlin versucht, sich gesund zu schrumpfen. Die Fluggesellschaft sei in ihren Anfangsjahren nicht organisch gewachsen, urteilte Prock-Schauer Ende Oktober. Seit Jahren ist sie unter anderem deswegen finanziell in Turbulenzen.

Neben einer Verkleinerung von Flotte und Flugangebot müssen millionenschwere Finanzspritzen des Großaktionärs Etihad der Airline helfen. 900 Stellen wurden in den vergangenen Monaten gestrichen — 200 weitere sollen folgen.

Im Frühjahr hatte Prock-Schauer zugeben müssen, dass die bisherigen Sparanstrengungen nicht ausreichen, um die Airline zurück in die Gewinnzone zu bringen. Er kündigte eine grundlegende Neuausrichtung an, hielt aber am bisherigen Geschäftsmodell fest. Die Bilanzsituation zwinge eigentlich zum Handeln, hatte Finanzchef Ulf Hüttmeyer damals gesagt. Verwaltungsrats-Chef Hans-Joachim Körber lobte Pichler als eine starke Führungspersönlichkeit. Pichler werde „unmittelbaren positiven Einfluss“ haben.

Der 56-Jährige führt bislang noch die Fiji Airways, die nach Air-Berlin-Angaben gerade ihr bestes Halbjahresergebnis erzielte. Bei seiner letzten Station in Deutschland musste Pichler allerdings angesichts schlechter Zahlen 2003 als Chef des Touristikkonzerns Thomas Cook seinen Hut nehmen.dpa