Airbus Group streicht in Deutschland mehr als 2000 Jobs
Manching (dpa) - Der massive Stellenabbau im Rüstungsgeschäft der Airbus Group trifft vor allem den Süden Deutschlands hart.
Allein im oberbayerischen Manching, wo unter anderem das Kampfflugzeug Eurofighter montiert wird, sollen 1010 Jobs gestrichen werden, wie es am Dienstag aus Unternehmenskreisen hieß. Die Airbus Group (früher EADS) dementierte die Zahlen nicht. Am Mittag wurden die Mitarbeiter auf einer Betriebsversammlung informiert. Weitere Standorte in Bayern und auch in Baden-Württemberg sind besonders betroffen.
Teilnehmer auf der Versammlung in Manching berichteten von einer aufgeheizten Stimmung. Leider habe es keine Signale der Unternehmensführung gegeben, auf Kündigungen zu verzichten, sagte der für Airbus zuständige IG Metall-Sekretär, Bernhard Stiedl. Er forderte erneut den Verzicht auf Entlassungen.
Der Airbus-Konzern hatte zuvor in Gesprächen mit dem Betriebsrat die Zahlen für die betroffenen Standorte konkretisiert. So sollen in Friedrichshafen 332 Stellen gestrichen werden, in Ulm 315, in Ottobrunn bei München 131, in Bremen 174 sowie in Unterschleißheim 249 Jobs. Zudem sollen die dort verbleibenden 1400 Mitarbeiter nach Ottobrunn umziehen. Über die Pläne hatten auch „Donaukurier“, „Augsburger Allgemeine“ und „Münchner Merkur“ berichtet.
Die Airbus-Group hatte bereits vor dem Jahreswechsel den Abbau von insgesamt bis zu 5800 Arbeitsplätzen bis 2016 angekündigt, davon allein rund 2600 in Deutschland. Nach den aktuellen Plänen stehen nun in Deutschland 2211 Stellen auf der Liste. Der Großteil soll sozialverträglich abgebaut werden, auch Nichtwiederbesetzung von Arbeitsplätzen ist vorgesehen. Von Anfang an hatte der Konzern Kündigungen aber nicht ausgeschlossen. „Wir schätzen derzeit, dass sich die Anzahl der Entlassungen in der gesamten Gruppe am Ende auf 1000 bis 1450 Stellen beläuft“, sagte ein Sprecher.
Die IG Metall forderte vom Management erneut den Verzicht auf Kündigungen. Der Abbau müsse sozialverträglich erfolgen, sagte Stiedl. Zugleich forderte er Unterstützung von der Politik. Der Konzern bekräftigte, dass die tatsächliche Zahl der Kündigungen auch davon abhänge, „wie sehr die Angebote für freiwilligen Maßnahmen genutzt werden“.
Die SPD im bayerischen Landtag kritisierte den geplanten Abbau. Die wirtschaftspolitische Sprecherin der Fraktion, Annette Karl, warf dem Konzern Missmanagement vor. Zudem habe die frühere schwarz-gelbe Bundesregierung ein Chaos bei der Beschaffung von Kriegsgerät angerichtet, das die Beschäftigten nun ausbaden müssten.
Der frühere EADS-Konzern hatte sich zum Jahreswechsel in Airbus Group umbenannt und die schwächelnde Rüstungstochter Cassidian mit dem Raumfahrtgeschäft Astrium zur neuen Sparte Airbus Defence & Space zusammengelegt. Die Straffung des Geschäfts soll vor allem die Wehrgeschäfte des größten europäischen Luftfahrtunternehmens auf Vordermann bringen. Der Flugzeugbauer Airbus, der dem gesamten Konzern seinen Namen verleiht, schreibt hingegen glänzende Gewinne.
In der Rüstung bekommt die Airbus Group die Sparpolitik der Regierungen in Europa zu spüren. Programme werden gekürzt oder gestoppt. Eigentlich wollte der Konzern den Problemen mit Größe begegnen und sich mit dem britischen Rüstungsriesen BAE Systems zusammenschließen - und dann eine Beschäftigungsgarantie geben. Doch vor allem die Bundesregierung stemmte sich gegen die Pläne.