Amazon-Deutschlandchef lehnt Gespräche mit Verdi
Berlin (dpa) - Trotz neuer Streiks der Belegschaft lehnt der Versandhändler Amazon Tarifverhandlungen mit der Gewerkschaft Verdi weiterhin ab.
Es sei nicht daran zu denken, dass er verhandeln werde, sagte Amazon-Deutschlandchef Ralf Kleber der „Bild“-Zeitung (Dienstag).
„Unsere Mitarbeiter würden sich mit einem Tarifvertrag gar nicht besser stellen.“ Nach seiner Darstellung liegt die Bezahlung der rund 10 000 Beschäftigten „am oberen Ende dessen, was bei vergleichbaren Tätigkeiten bezahlt wird“.
Kleber versprach, dass trotz der Streiks die bestellte Ware bis Weihnachten zugestellt werde. „Wir liefern pünktlich“, sagte er. Das gelte auch, wenn an mehreren Standorten gleichzeitig gestreikt werde.
In dem Dauer-Tarifkonflikt hatten am Montag rund 500 Mitarbeiter in Bad Hersfeld gestreikt, am Nachmittag legten etwa 200 Beschäftigte in Leipzig die Arbeit für mehrere Stunden nieder. Amazon bilanzierte, dass die Mehrheit der Beschäftigten gearbeitet habe. Beobachter rechnen bis Weihnachten mit weiteren Streikwellen der Gewerkschaft.
Am Dienstag gingen die Verdi-Anhänger wieder zu ihrer Schicht. „An allen Standorten wird wieder normal gearbeitet“, bestätigte Amazon-Sprecherin Anette Nachbar.
Die Gewerkschaft versucht seit mehr als einem Jahr, den Versandhändler zu Tarifgesprächen zu Bedingungen des Einzelhandels zu bewegen. Amazon lehnt das strikt ab und sieht sich selbst als Logistiker. Deswegen kommt es seit Mai 2013 immer wieder zu Streiks. Das Unternehmen beschäftigt in bundesweit neun Warenlagern knapp 10 000 Mitarbeiter.
Dass es dem Unternehmen zufolge trotz der Ausstände keine Verspätungen beim Ausliefern der Bestellungen gibt, begründet Amazon mit seinem europäischen Logistiknetzwerk mit 28 Zentren in sieben Ländern. Vor einigen Wochen kamen erst neue Standorte in Polen hinzu. Auch der Leiter des größten deutschen Standorts in Bad Hersfeld, Robert Gottfried Marhan, erklärte: „Streiks sind ein Szenario, auf das wir vorbereitet sind.“