Amerikaner: Opel – Wer ist das?

In den US-Medien spielt der Fall des deutschen Autobauers kaum eine Rolle. Präsident Obama bleibt bewusst in Deckung.

Washington. Nachdem die Diskussion um das Schicksal der Adam Opel AG in den USA lange Zeit kaum zur Kenntnis genommen wurde, widmen sich führende Medien nun vereinzelt der Frage, welche Auswirkungen der hartnäckige Bieterstreit auf die transatlantischen Wirtschaftsbeziehungen haben könnte und womöglich mit einer neuen Eiszeit zwischen Washington und Berlin zu rechnen ist.

Den Fall des deutschen Autobauers Opel an sich jedoch verbuchen die Amerikaner eher "unter ferner liefen".

Unklar erscheint vor allem, ob die Frage eines möglichen Verbleibs von Opel bei General Motors (GM) tatsächlich vom Tisch ist oder ob das Weiße Haus mit Rücksicht auf die potenziellen diplomatischen Folgen diese Variante bewusst herunterspielen will.

Die "New York Times" berichtet, dass nun auch Außenministerin Hillary Clinton, die bereits mit ihrem deutschen Amtskollegen Frank Walter Steinmeier in Sachen Opel telefoniert hat, deutlich aktiver in die Diskussion eingreifen soll, um mögliche Wogen zwischen Washington und Berlin zu glätten.

Andere Medien behaupten unter Berufung auf US-Regierungskreise, dass sogar weitere Staatsgelder bereitgestellt werden könnten, um GM eine "hauseigene Finanzierung" des deutschen Tochterunternehmens zu ermöglichen und somit den Verkauf entweder an den Autozulieferer Magna oder den Finanzinvestor RHJI zu verhindern.

Während die Debatte vorwiegend in Fachmedien ausgetragen wird, herrscht unter Experten jedenfalls ein Konsens: Dass Präsident Barack Obama und seine Berater sich aus der öffentlichen Diskussion zurückgezogen haben, ist darauf zurückzuführen, dass man sich der brisanten diplomatischen Implikationen bewusst ist.

Als Mehrheitsaktionär bei GM hat die Regierung schließlich ein offenkundiges Interesse daran, sich auf jene Unternehmenssparten oder Tochtergesellschaften einen Zugriff vorzubehalten, die nach ihrer Sanierung wieder gewinnbringend sein könnten.

Dazu zählen Obamas Wirtschaftsexperten vor allem den deutschen Autohersteller und neigen deswegen dazu, den belgischen Investor RHJI zu bevorzugen, der es GM ermöglichen würde, sich für einen späteren Einstieg bei Opel quasi eine Hintertür offenzuhalten. Gelingt es Henderson hingegen, hausintern ein Finanzierungspaket zu schnüren, dann wäre ohnehin ein Schlussstrich unter den Bieterstreit gezogen.

Deutlich weniger Engagement wird hingegen in der breiten US-Öffentlichkeit an den Tag gelegt. Schließlich gilt die Faustregel, dass wenn ein Produkt in den USA nicht zu haben ist, die Amerikaner dann auch kein Interesse haben, geschweige denn eine Ahnung.

"Opel, was ist das, habe ich noch nie gehört, stellen die Sportartikel her?" fragt der Washingtoner Autohändler Nick Carson. Dabei könnte man glauben, dass der 32-Jährige besser informiert wäre. Schließlich verdient er seinen Lebensunterhalt ausschließlich am Verkauf von Wagen der Marke GM.

Darauf hingewiesen, dass Opel seit langen Jahren zu dem amerikanischen Branchengiganten gehörte, fällt bei dem Pkw-Händler plötzlich der Groschen. "Richtig, die verkaufen ja auch in Deutschland und Europa." Das Desinteresse und der geringe Wissensstand sind keineswegs die Ausnahme, sondern vielmehr die Regel.