Anklage gegen ehemaligen Chef der Hypo Real Estate
München (dpa) - Fast sechs Jahre nach der Notrettung der Immobilienbank Hypo Real Estate hat die Münchner Staatsanwaltschaft den ehemaligen Vorstandschef Georg Funke angeklagt.
Die Anklage gegen ihn und sieben weitere Ex-Vorstände sei fertiggestellt, sagte Funkes Anwalt Wolfgang Kreuzer der Nachrichtenagentur dpa und bestätigte damit einen Bericht der „Süddeutschen Zeitung“. Damit droht der einstigen Führungsriege der Immobilienbank ein Prozess.
Funke wurde im Jahr 2008 zu einem der bekanntesten Akteure der Finanzkrise in Deutschland. Er trat Anfang Oktober 2008 als Vorstandschef zurück, nachdem die HRE fast zusammengebrochen war und mit Steuergeldern in Milliardenhöhe gerettet werden musste.
Nach seinem Abtritt bei der HRE zog er von München nach Mallorca und handelte dort als Makler mit Luxusimmobilien. In der Öffentlichkeit in Deutschland trat er nicht mehr auf, wehrte sich aber aus der Ferne gegen den Vorwurf, für das HRE-Drama verantwortlich gewesen zu sein.
Die Staatsanwaltschaft hat jahrelang gegen Funke und andere Ex-Manager ermittelt, weil sie in offiziellen Firmenberichten die Lage der Bank geschönt haben sollen. Die Ermittlungen seien nun abgeschlossen, bestätigte ein Sprecher. Zu den Inhalten will sich die Behörde erst äußern, wenn alle Betroffenen informiert wurden.
Ein Großteil der ursprünglichen Vorwürfe sei aber bereits eingestellt worden, betonte Funkes Anwalt Kreuzer. „Es ist nicht mehr viel übrig geblieben.“ Er kündigte an, vor Gericht für einen Freispruch Funkes zu kämpfen. Sollte das Landgericht die Klage zulassen, müsste Funke als Angeklagter in einem Strafprozess persönlich vor Gericht erscheinen. Im einem Zivilprozess um Schadenersatzforderungen ehemaliger Aktionäre vor dem Oberlandesgericht München hatte er seine Aussage im Februar in letzter Minute abgesagt.