Anklage im Fall Sal. Oppenheim

Die Vergangenheit holt das einstige Kölner Traditionshaus ein. Vier Ex-Manager stehen im Fokus.

Köln. Es ist ein Fall mit großen Namen, einer Fast-Bankenpleite, einem Konzern-Zusammenbruch, Razzien und Ermittlungen. Jetzt gibt es eine Anklage gegen die frühere Führungsmannschaft der einst größten europäischen Privatbank Sal. Oppenheim.

Unter ihrer Leitung war das Kölner Traditionshaus 2009 mit einem Milliardenverlust fast kollabiert. Der Notkauf durch die Deutsche Bank vor knapp zwei Jahren rettete Sal. Oppenheim. Von einst 2200 Beschäftigten konnte nur etwa ein Drittel des Personals bleiben. Die Lage hat sich seitdem stabilisiert. 2011 werde es einen Gewinn geben, sagte Vorstandschef Wilhelm von Haller.

Sal. Oppenheim ist damit wieder auf den Wachstumskurs zurückgekehrt. Der Bank hatten weniger vermögende Kunden den Rücken gekehrt als in den schlimmsten Szenarien befürchtet. Zudem hat das Geldhaus eine Schrumpfkur hinter sich — so ging etwa die gesamte Investmentsparte an eine australische Bank. Die Frankfurter Mutter rechnet damit, dass sich der Erwerb für eine Milliarde Euro bald bezahlt macht. Der Blick in die Zukunft ist also nicht mehr düster.

Das Aufarbeiten der Vergangenheit bereitet dagegen Bauchschmerzen. Die Staatsanwaltschaft Köln ermittelt seit Frühjahr 2010 gegen Mitglieder der Ex-Führungsriege von Sal. Oppenheim, nannte allerdings bisher keine Namen. Oberstaatsanwalt Günther Feld sagte nur: „Die Ermittlungen gegen frühere Verantwortliche der Bank wegen des Verdachts der Untreue laufen noch.“

Doch nun ist Anklage erhoben worden — gegen alle vier Ex-Entscheider, wie die Anwälte zweier Angeschuldigter sagen. Es geht „nur“ um zwei Immobiliengeschäfte, durch die der Bank ein Millionen-Schaden entstanden sein soll. Auch gegen den Immobilienentwickler Josef Esch ist offenbar Anklage erhoben worden. Der Immobilien-Verdachtsfall ist damit abgetrennt worden von den anderen Ermittlungen, über die weiter wenig bekannt ist.

Über den Gesamtfall wird seit langem spekuliert. Berichten zufolge geht es um nicht ausreichend auf Sicherheiten geprüfte Kredite. Fakt ist: Seit Frühjahr 2010 sind Büros und Wohnsitze der früheren Banken-Chefs mehrmals durchsucht worden.

Das Drama hatte im Finanzkrisenjahr 2008 begonnen, nahm mit Fehlspekulationen und einer hohen Beteiligung an der insolventen Karstadt-Mutter Arcandor seinen Lauf. Als der Konzern 2009 zusammenbrach, kam Sal. Oppenheim ins Schleudern. Die Finanzaufsicht BaFin durchleuchtete die Bank. Die Manager verschwanden aus dem Rampenlicht. Jetzt müssen sie sich der Anklage stellen.