Gefahren drohen Anleger im Kaufrausch - Börsenrally ohne Ende?

Frankfurt/Main (dpa) - Amtsantritt eines unberechenbaren US-Präsidenten, zähe Brexit-Verhandlungen, Wahlen in wichtigen Euro-Staaten und mühsame Koalitionssuche in Berlin - 2017 war kein einfaches Jahr für Anleger.

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Dennoch eilte der deutsche Leitindex Dax von Rekord zu Rekord und übersprang kurzzeitig erstmals die Marke von 13.500 Punkten. Auch an der Wall Street in den USA und an anderen großen Handelsplätzen zeigten die Kurse nach oben. Die Kauflaune der Anleger in Deutschland flaute zuletzt zwar etwas ab. Doch die Rahmenbedingungen für eine Fortsetzung des Börsenbooms 2018 scheinen gut. Die Skepsis mancher Beobachter wächst allerdings.

„Aktienanleger haben bereits zu viele Vorschusslorbeeren verteilt und sind ausgesprochen sorglos geworden“, argumentiert Helaba-Chefvolkswirtin Gertrud Traud. „Wir glauben, dass wir in dem aktuellen Zyklus das Beste bereits gesehen haben.“ Die Helaba traut dem wichtigsten deutschen Börsenbarometer aktuell bis zu 13.500 Punkte im kommenden Jahr zu.

Deutschlands öffentliche Banken sehen beim Dax nicht mehr allzu viel Luft nach oben. Nach der Kursrally in diesem Jahr notierten Aktien mittlerweile auf einem hohen Niveau. „Schlechte Nachrichten bezüglich der weiteren Gewinnentwicklungen oder konjunkturelle Dämpfer könnten dann schnell zu Kurskorrekturen führen“, argumentiert der Verband öffentlicher Banken (VÖB).

Optimistischer ist die Deutsche Bank. Sprudelnde Unternehmensgewinne dürften den deutschen Aktienmarkt auch im kommenden Jahr antreiben, meint Ulrich Stephan, Chef-Anlagestratege für Privat- und Firmenkunden des Instituts. Er sieht den Dax Ende 2018 bei 14.100 Punkten.

Nach Einschätzung von Christian Kahler, Chefstratege Aktien bei der DZ Bank, mehren sich zwar die Gefahrenzeichen für ein Ende des Aufschwungs an den Börsen. „Doch die niedrigen Zinsen werden eine Korrektur wahrscheinlich verhindern.“ Bis auf 14.000 Punkte könnte der deutsche Leitindex bis Ende des kommenden Jahres steigen.

Die Geldflut der Notenbanken hält die Aktienmärkte seit Jahren am Laufen. Investoren müssen das viele Geld irgendwo anlegen. Da die Zinsen im Keller sind, herrscht Anlagenotstand. Investoren setzen daher verstärkt auf Aktien und Immobilien.

Zwar läutete die Europäische Zentralbank (EZB) im Oktober den Einstieg in den Ausstieg aus ihrer ultralockeren Geldpolitik ein. Doch bis die Schleusen geschlossen sind, dürfte es noch eine ganze Weile dauern. Die erste Leitzinsanhebung im Euroraum erwarten Experten erst 2019. Die US-Notenbank erhöht zwar seit einiger Zeit die Zinsen - allerdings in kleinen Schritten. Ein starker Anstieg wird nicht erwartet. Der designierte neue Chef der Notenbank Fed, Jerome Powell, gilt als moderat.

Gestützt wird die Kauflaune der Anleger auch von der guten Konjunktur. In Deutschland läuft die Wirtschaft auf Hochtouren, der Euroraum kommt in Schwung, und die Weltkonjunktur gewinnt an Tempo. Die Gewinne der Unternehmen sprudeln, höhere Dividenden locken.

Der Boom geht in Deutschland allerdings an vielen Privatanlegern vorbei. Nach Angaben des Deutschen Aktieninstituts hält gerade einmal jeder siebte Bundesbürger Aktien und/oder Aktienfonds, obwohl Sparbuch, Tagesgeld und Co. wegen der Zinsflaute kaum noch etwas abwerfen.

Gerade einmal rund 611 Milliarden Euro steckten Ende des zweiten Quartals nach jüngsten Angaben der Deutschen Bundesbank in Aktien und sonstigen Anteilsrechten. Zum Vergleich: Auf insgesamt rund 2,248 Billionen Euro beliefen sich die Bestände der privaten Haushalte an Bargeld und Einlagen.

Von dem Dividendenregen profitieren vor allem Profi-Investoren wie Versicherungen, Vermögensverwalter und Pensionskassen - und diese kommen mehrheitlich aus dem Ausland. In Deutschlands erster Börsenliga haben vor allem ausländische Investoren das Sagen: Ihnen gehörten Ende des vergangenen Jahres nach Angaben des Beratungsunternehmens EY durchschnittlich 54 Prozent der Aktien der 30 Dax-Konzerne.