Anton Schlecker, der unsichtbare Milliardär
Der schwäbische Unternehmer wird am Mittwoch 65 Jahre alt.
Ehingen. Anton Schlecker ist ein typisch schwäbischer Unternehmer: Er besitzt Milliarden und lebt sein Leben zurückgezogen fernab des Rampenlichts. Mit seinen Drogeriemärkten ist er omnipräsent, doch die Person Schlecker ist verschlossen. Der Unternehmer gibt so gut wie nie Interviews und lässt sich auch nicht gerne fotografieren.
Dabei schaffte Schlecker den Aufstieg vom jüngsten Metzgermeister Deutschlands zum Eigentümer einer Drogerie- Kette mit Milliarden-Umsatz. Am Mittwoch wird Anton Schlecker 65 Jahre alt.
Mit 21 Jahren trat Schlecker 1965 in das von seinem Vater gegründete Unternehmen ein. Als die Preisbindung 1974 wegfiel, erkannte Schlecker die Chance von Discountern. Und so eröffnete er 1975 in Kirchheim bei Stuttgart seinen ersten Drogeriemarkt.
Heute leitet er gemeinsam mit seiner Frau Christa einen Konzern mit 50000 Mitarbeitern. Statistisch gesehen gibt es alle drei Kilometer einen Schlecker-Markt in Deutschland. Europaweit zählt der Konzern 14000 Filialen. Mit seinen Schlecker-Märkten erzielten er 2008 einen Umsatz von 7,42 Milliarden Euro.
Doch der Erfolg soll bröckeln. Zwar ist Anton Schlecker noch immer Marktführer in Europa, gefolgt von dm Drogeriemarkt mit gut fünf Milliarden Euro Umsatz und Rossmann mit 3,85 Milliarden Euro Erlös. Doch Schlecker befindet sich seit Jahren im Sinkflug. Nach Gewerkschaftsangaben machte die Kette 2008 in Deutschland 52 Millionen Euro Verlust. Der Grund: dm Drogeriemarkt und Rossmann nehmen Schlecker in die Zange.
Anton Schlecker versucht derzeit, sich dem Druck durch die Konkurrenten mit neuen, größeren Filialen entgegenzustellen - und erntet dafür Kritik. In den Augen der Gewerkschafter will Schlecker, dem immer wieder Knauserigkeit und Kontrolldrang vorgeworfen wird, mit seinen neuen Großfilialen vor allem eines: Die Löhne drücken.
Und schon einmal fiel Schlecker, der schnelle Autos und Fußball liebt, wegen seiner Löhne negativ auf. Das Amtsgericht Stuttgart erließ 1998 gegen Anton und Christa Schlecker Strafbefehle von jeweils zehn Monaten auf Bewährung wegen vielfachen Betrugs. Der Drogeriehändler soll seinen Beschäftigten jahrelang eine tarifliche Bezahlung vorgetäuscht haben.
Als seine Kinder Meike und Lars kurz vor Weihnachten 1987 entführt wurden, soll Schlecker das Lösegeld heruntergehandelt haben. Drei später zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilte Täter forderten 18 Millionen, der Unternehmer zahlte 9,6 Millionen Mark. Die Entführung ist auch ein Grund, warum der mit einem geschätzten Vermögen von 3,6 Milliarden Dollar (2,4 Milliarden Euro) auf Platz 156 der weltweiten Milliardärs-Rangliste des US-Magazins "Forbes" stehende Schlecker zurückgezogen lebt.