Apotheken werden zu Gesundheitsmärkten

Beratung, Kosmetik und Bonbons sollen neue Einnahmen bringen.

München. Die Apotheker in Deutschland sind auf der Suche nach einem gesunden Geschäftsmodell. Rein rechnerisch schließt fast jeden Tag eine Apotheke, weil das Geschäft nicht mehr lohnt oder ein Nachfolger fehlt. Rund 150 Apotheken waren es in der ersten Jahreshälfte.

„Diese Branche macht einfach keinen Spaß mehr“, sagt Peter Sandmann, der zusammen mit seiner Frau sieben Apotheken in München betreibt. Da das Geschäft mit rezeptpflichtigen Medikamenten nicht mehr viel Geld abwirft, setzt das Apothekerpaar vor allem auf zusätzliche Gesundheitsangebote und Kosmetik — und liegt damit voll im Trend.

Viele Apotheken haben ihre Verkaufsflächen deutlich ausgeweitet, um mehr Platz für Blutdruckmessgeräte, Aloe-Vera-Masken oder Saft-Gummibärchen zu haben. Im vergangenen Jahr brachte ihnen dieses Zusatzsortiment laut der Bundesvereinigung der Apothekerverbände rund 2,3 Milliarden Euro — ein Umsatzanteil von 5,4 Prozent.

Besonders stark zugenommen hat das Angebot an Kosmetik-Artikeln. Apotheker Sandmann macht damit inzwischen rund sechs bis sieben Prozent seines Umsatzes. „Das ist ein schönes Zubrot.“ Für ihn sind die Zusatzangebote aber nicht nur eine Einnahmequelle, sondern auch entscheidend für die Kundenbindung.

Denn die Konkurrenz für die Apotheker lauert nicht nur im Internet, sondern bald auch auf Parkplätzen: Der Dienstleister Easy Apotheke startet im kommenden Jahr mit Apotheken in Containern auf Parkplätzen großer Verbrauchermärkte. Vorstandschef Lars Horstmann kündigte in der „Wirtschaftswoche“ an, jedes Jahr zehn bis 20 solcher Module eröffnen zu wollen. Die erste Parkplatz-Apotheke soll bereits Anfang 2014 im Raum Düsseldorf starten.

Etliche alteingesessene Apotheken halten dem Wettbewerb nicht stand. „Immer mehr Apotheken kämpfen um ihr Überleben“, warnt die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände. Seit 2008 ging die Zahl der Apotheken bereits um mehr als 800 auf 20 770 zurück.

Ein Rezept für die Zukunft sieht der Verband in zusätzlichen Beratungsleistungen für die Patienten. Diesen Weg hat auch Apotheker Sandmann eingeschlagen. Chronisch Kranken oder älteren Patienten bietet er für eine Pauschale an, verschiedene Tabletten in maßgeschneiderte Blister-Packungen zu füllen, damit sie zu allen Tageszeiten den Überblick behalten. „Das ist ein zukunfts-trächtiges Geschäft.“ Um bei Cremes nicht nur auf große Handelsmarken angewiesen zu sein, greift er auch selbst zum Mörser und rührt Brust- oder Nasenbalsam wie zu Opas Zeiten selbst an.

Die Einnahmen mit rezeptpflichtigen Medikamenten bringen ihm hingegen nicht viel. Der Fixzuschlag, den Apotheker für jedes rezeptpflichtige Medikament erhalten, liegt derzeit bei 8,35 Euro. „Wenn drei Medikamente für 50 000 Euro drauf stehen, verdiene ich daran vielleicht 25 Euro“, sagte Sandmann. Die Gewinnspanne sei immer weiter in den Keller gegangen.

Als zusätzliche Vergütung erhalten die Apotheker nach Angaben des Spitzenverbandes der gesetzlichen Krankenkassen (GKV) aber auch noch drei Prozent vom Apothekenverkaufspreis — im gewählten Beispiel von Sandmann wären dies 1500 Euro.

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