Arbeitnehmer fordern Jobgarantie bei Eon

Düsseldorf (dpa) - Arbeitnehmervertreter haben für die 80 000 Mitarbeiter des Energieriesen Eon eine Jobgarantie gefordert. Zudem unterstellten sie der Konzernspitze, Managementfehler auf dem Rücken der Beschäftigten auszutragen.

Wenn die Arbeitnehmer nicht mit ins Boot geholt würden, werde es „sehr konfliktträchtige“ Gespräche geben, sagte Verdi-Bundesvorstandsmitglied Erhard Ott am Freitag in Düsseldorf nach einer Sitzung der Arbeitnehmervertreter. Ott ist zudem Vize-Aufsichtsratschef bei Eon. Man habe außer Vorüberlegungen des Vorstandes noch keine Informationen, was an welchem Standort passieren solle. Die „große Keule zu schwingen“ sei daher noch zu früh. „Aber wir bereiten uns darauf vor, dass muss auch jeder wissen“, sagte Ott.

SPD-Chef Sigmar Gabriel sagte, Eon habe durch Fehlplanungen in der Vergangenheit über 20 Milliarden Euro verloren. Das Geld fehle jetzt für notwendige Investitionen in neue Geschäftsfelder wie Energieeffizienz, Gaskraftwerke oder Kraftwärmekopplung. Gabriel hatte an der Sitzung als Gast teilgenommen.

Der Energiekonzern will 11 000 von rund 80 000 Stellen abbauen, hat zur Umsetzung aber bisher keine Details genannt. Nach Verdi-Angaben sind etwa 6000 Arbeitsplätze in Deutschland gefährdet. Laut Ott sind bisher nur die Beschäftigten des Konzernteils Eon Energie - etwa die Hälfte der Belegschaft - bis Ende 2012 durch eine Vereinbarung vor betriebsbedingten Kündigungen geschützt.

An dieser Vereinbarung soll nach Angaben der Hannoveraner Eon-Betriebsratschefin Ines Tomko nicht gerüttelt werden. Das habe Unternehmenschef Johannes Teyssen bei der Belegschaftsversammlung in Hannover zugesagt. Klarheit konnte er damit aber nicht schaffen. Der „Schwebezustand“ bleibe, sagt Christopher Schmidt von der Verdi. Er habe allerdings den Eindruck, dass die Unternehmensspitze der Situation mit Ehrlichkeit begegnen wolle.

Eine Zermürbungstaktik sieht er nicht in dem Vorgehen des Managements. Dennoch sei ein solcher Effekt zu erwarten - denn bis Anfang November soll die Belegschaft noch vertröstet werden. Erst dann ist die entscheidende Aufsichtsratssitzung, erst dann soll entschieden werden, wie viele Kollegen gehen müssen und ob Standorte geschlossen werden.

Eon-Betriebsratschef Hans Prüfer vermutete, dass die Halbjahreszahlen Eon schlechter aussehen lassen, als nötig. „Dort scheint man alles hineingerechnet zu haben, was nicht so positiv ist. Wir glauben, dass das zum Jahresende schon wieder besser aussieht - unser Vorstand möchte ja auch eine Dividende an die Aktionäre in Höhe von einem Euro zahlen.“ Er echauffierte sich zudem über die Forderung von Unternehmenschef Johannes Teyssen, schnell zu verhandeln. „Dass man uns sagt, wie lange wir zu verhandeln haben, das ist unglaublich. Wir erteilen dem ganz klar eine Absage“, sagte Prüfer.

Von der Konzernleitung gab es auch am Freitag keine Details über den geplanten Stellenabbau. In Bayern rechnet Verdi damit, dass bis zu 2000 Arbeitsplätze betroffen sein könnten. Das sagte Verdi-Vertreter Jürgen Feuchtmann dem Bayerischen Rundfunk. Die Münchener Zentrale soll laut Verdi wohl geschlossen werden. Einschnitte soll es auch in Essen bei Eon-Ruhrgas geben. Die Aufgaben der Tochter sollen laut Berichten der „WAZ“-Mediengruppe vom Freitag auf den Gashandel beschränkt werden.