Jobaufschwung auf Arbeitsmarkt Arbeitslosigkeit im Juni auf 26-Jahres-Tief gesunken
Nürnberg (dpa) - Die boomende Konjunktur sorgt weiter für glänzende Zahlen am deutschen Arbeitsmarkt. Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit (BA) waren im Juni 2,473 Millionen Menschen ohne Job - der niedrigste Wert in dem Monat seit dem Jahr 1991.
Damit gab es 25 000 weniger Arbeitslose als im Mai und 142.000 weniger als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote sank um 0,1 Punkte auf 5,5 Prozent. Bei der Zahl der Erwerbstätigen verkündete das Statistische Bundesamt zudem einen Rekord: Mit etwa 44,1 Millionen waren so viele in Lohn und Brot wie noch nie seit der Wiedervereinigung Deutschlands. Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Zahl um 648.000.
BA-Vorstandschef Detlef Scheele zeigte sich erfreut über die jüngsten Zahlen, die er auf die gute gesamtwirtschaftliche Lage in Deutschland zurückführte. „Die Beschäftigung und die Nachfrage der Betriebe nach neuen Mitarbeitern haben erneut kräftig zugelegt.“
Zwar sei der Rückgang der Arbeitslosenzahl um 25.000 etwas geringer ausgefallen als in den Vorjahren, berichtete Scheele - und betonte zugleich: „Das ist keine Trendwende.“ Der Blick auf die gesamte Frühjahrsbelebung zeige, dass die Daten deutlich besser seien als in den Vorjahren. „Also es hat eher doller begonnen und hat ein bisschen eher aufgehört“, erklärte Scheele.
Tatsächlich war im Juni ein leichter Anstieg der Arbeitslosigkeit zu verzeichnen, wenn man die jahreszeitlichen Schwankungen ausklammert: Die saisonbereinigte Erwerbslosenzahl lag bei 2,547 Millionen. Damit waren etwa 7000 Männer und Frauen - 5000 im Westen und 2000 im Osten - mehr ohne Job als noch im Mai. „Dies dürfte auch damit zusammenhängen, dass die begünstigenden Effekte des außergewöhnlich milden Winterwetters am Ende der Frühjahrsbelebung aufgewogen werden“, erklärte die Bundesagentur.
Die Zahl der Unterbeschäftigten lag im Juni bei 3,496 Millionen. Dazu zählt man neben den Arbeitslosen jene Menschen, die an Aus- und Fortbildungskursen sowie Trainingsmaßnahmen der Arbeitsagenturen und Jobcenter teilnehmen. Saisonbereinigt war die Zahl der Unterbeschäftigten im Juni ebenfalls um 7000 höher als im Vormonat. Doch meldete die BA zugleich 26.000 weniger Unterbeschäftigte als im Vorjahreszeitraum - und damit einen weniger starken Rückgang als bei der Arbeitslosigkeit. Grund sei eine Ausweitung von Maßnahmen vor allem für geflüchtete Menschen.
Die Zahl der arbeitslos gemeldeten Flüchtlinge liegt bei 181.000. 490.000 als arbeitssuchend geltende Asylbewerber wurden bei einer Arbeitsagentur oder einem Jobcenter betreut. Im Vormonat waren noch gut 6000 weniger Menschen als arbeitssuchend registriert. Und im Vergleich zum Juni 2016 stieg die Zahl der arbeitssuchenden Flüchtlinge um 194.000; die der arbeitslosen Geflüchteten um 50.000.
Neben den Erwerbstätigen ist auch die Zahl der Menschen mit regulärem Job weiter gestiegen. Laut Berechnungen der BA nahm die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung von März auf April saisonbereinigt um 37.000 auf 32 Millionen zu. Das waren 727.000 mehr als ein Jahr zuvor.
Die Nachfrage nach Arbeitskräften wächst auf hohem Niveau kräftig weiter. Im Juni waren 731.000 offene Stellen bei der BA gemeldet - 66.000 mehr als vor einem Jahr.
Für Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) sind die jüngsten Zahlen aus Nürnberg ein Beleg, dass der Arbeitsmarkt voller Chancen sei. „Die Wahrscheinlichkeit, die Arbeit zu verlieren, ist so gering wie lange nicht - dagegen sind die Möglichkeiten, eine Arbeit zu finden, so gut wie selten zuvor“, erklärte sie in Berlin. Zugleich betonte Nahles: „Weiterbildung und Qualifizierung sind der Schlüssel, damit die Zahlen auch in Zukunft gut bleiben.“
Vor diesem Hintergrund kündigte BA-Chef Scheele massive Investitionen in die Unterstützung von Schülern beim Übergang in den Beruf an. Er verwies dazu auf neue detaillierte Zahlen zur Arbeitslosigkeit und Qualifikation, die regionale Unterschiede berücksichtigen: Danach war 2016 die Arbeitslosenquote von Personen ohne Berufsabschluss in Deutschland mit 20 Prozent fast fünfmal so hoch wie für Personen mit einer betrieblichen oder schulischen Ausbildung, deren Quote bei 4,2 Prozent lag. Die geringste Arbeitslosenquote weisen Akademiker auf, von denen nur 2,6 Prozent arbeitslos waren.