Arbeitslosigkeit in den Euroländern auf Rekordniveau
Luxemburg/Brüssel (dpa) - Die Arbeitslosigkeit in den Euroländern hat neue Rekordhöhen erreicht. 12,2 Prozent der Menschen waren im April in den 17 Staaten mit der Gemeinschaftswährung ohne Job.
Das waren 19,38 Millionen Männer und Frauen ohne Beschäftigung. Nach Berechnungen der europäischen Statistikbehörde Eurostat vom Freitag belief sich der Anstieg gegenüber März auf 95 000 Menschen oder 0,1 Prozentpunkte.
Die Wirtschaftskrise hat die Arbeitslosenquote im Laufe der vergangenen Jahre enorm in die Höhe getrieben - seit dem Frühjahr 2008 um fast 5 Prozentpunkte in der Eurozone. Auch in den 27 EU-Mitgliedsstaaten insgesamt ist die Quote seither um mehrere Prozentpunkte geklettert.
Im April lag sie bei 11,0 Prozent, stabil gegenüber dem Vormonat. Eurostat hatte die Märzquote für Gesamteuropa zuerst auf 10,9 Prozent beziffert, hat sie nun aber auf 11,0 Prozent korrigiert. In der Europäischen Union waren im April 26,6 Millionen Menschen arbeitslos.
Deutschland verzeichnete mit 5,4 Prozent eine der niedrigsten Arbeitslosenquoten in Europa. Nur in Österreich (4,9 Prozent) war der Anteil der Arbeitslosen noch geringer.
Auf Platz drei folgt Luxemburg mit 5,6 Prozent. Die Bundesarbeitsagentur hatte am Donnerstag für Deutschland eine höhere Quote von 6,8 Prozent gemeldet - diese bezog sich aber auf den Monat Mai. Zudem unterscheiden sich auch die Messmethoden der Statistiker.
Die schwierige wirtschaftliche Lage in den Ländern Südeuropas spiegelt sich auch in den Zahlen zum Arbeitsmarkt wider: In Griechenland lag die Arbeitslosenquote mit 27,0 Prozent am höchsten, allerdings sind die aktuellsten Zahlen des Landes vom Februar. In Spanien waren im April 26,8 Prozent der Menschen arbeitslos, in Portugal 17,8 Prozent.
Besonders hart trifft es junge Menschen im Alter von bis zu 25 Jahren, gerade in den Krisenstaaten. Griechenland erreichte im Februar einen neuen düsteren Rekord von 62,5 Prozent bei der Jugendarbeitslosigkeit. Das sind ganze 5,1 Prozentpunkte mehr als im Februar 2012.
In Spanien war im April jeder zweite junge Mensch ohne Arbeit (56,4 Prozent). Auch in Portugal sind viele Jugendliche arbeitslos: Im April waren es 42,5 Prozent. In Italien ist die Lage ähnlich (40,5 Prozent).
Die unverhältnismäßig hohe Arbeitslosigkeit bei den jungen Leuten hat zumindest zum Teil statistische Gründe: Die Eurostat-Experten klammern bei ihren Berechnungen junge Männer und Frauen in Studium oder Ausbildung aus. Dies verkleinert die Bezugsgruppe der Unter-25-Jährigen. Damit fällt jeder einzelne Arbeitslose noch stärker ins Gewicht.
„Die EU und ihre Mitgliedstaaten müssen zusammenarbeiten, um alle verfügbaren Instrumente zu mobilisieren, um Arbeitsplätze zu schaffen und zu nachhaltigem Wirtschaftswachstum zurückzukehren“, appellierte EU-Arbeitskommissar Laszlo Andor.
Insbesondere müssten die Regierungen die beschlossene „Jugendgarantie“ umsetzen. Diese sieht vor, dass die Staaten jeden jungen Menschen unter 25 Jahren innerhalb von vier Monaten in Arbeit, Praktikum oder Weiterbildung zu bringen. Sechs Milliarden Euro aus EU-Töpfen sollen dafür bereitstehen.