Arbeitslosigkeit in USA steigt: Moody's droht
Washington (dpa) - Die Rückschläge für die US-Wirtschaft häufen sich. Entgegen allen Erwartungen ist die Arbeitslosigkeit im Mai erstmals seit Monaten wieder angestiegen. Zudem wurden wesentlich weniger neue Jobs geschaffen als zuvor.
Erst Stunden zuvor gab es einen anderen Warnschuss: Nach der Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) droht nun auch Moody's mit einer möglichen Überprüfung oder gar Herabstufung der US-Bonität - falls es in den nächsten Wochen keine Fortschritte bei der Erhöhung der Schuldenobergrenze geben sollte. US-Präsident Barack Obama gerät unter immer stärkeren Druck.
Die Arbeitslosenquote stieg im Mai auf 9,1 Prozent - der höchste Wert in diesem Jahr. Im Vormonat lag sie bei 9,0 Prozent. Wie das Arbeitsministerium am Freitag mitteilte wurden im Mai lediglich 54 000 neue Jobs geschaffen - der geringste Zuwachs seit acht Monaten. Noch im April waren es revidierte 232 000 neue Stellen außerhalb der Landwirtschaft.
Die neuen Zahlen wurden von Experten überwiegend als enttäuschend gewertet. „Das signalisiert einen deutlichen Rückgang der Dynamik“, sagte ein Analyst der Wirtschaftsagentur Bloomberg. Er äußerte die Hoffnung, dass es sich lediglich um eine „vorübergehende Delle“ handelt. Noch bis März war die Beschäftigungslosigkeit vier Monate lang hintereinander gesunken, wenn auch nur leicht. Insgesamt seien 13,9 Millionen Amerikaner ohne Arbeit, hieß es. Am höchsten Lag die Arbeitslosenquote bei Teenagern (24,2 Prozent). Obama hat den Kampf gegen die Arbeitslosigkeit seit Amtsantritt zur wichtigsten Aufgabe erklärt.
Schwer wiegt auch der Warnschuss von Moody's: Die Schuldenobergrenze von derzeit 14,3 Billionen Dollar (9,94 Billionen Euro) läuft Anfang August aus. Bisher haben sich Regierung und Opposition noch nicht auf eine Erhöhung einigen können. Sollte es keinen Durchbruch geben, droht den USA Zahlungsunfähigkeit - mit unabsehbaren Risiken.
Allerdings sprach Moody's am Donnerstag (Ortszeit) von einem lediglich „sehr geringen, aber steigenden Risiko eines kurzfristigen Zahlungsausfalls“. Ausdrücklich heißt es: „Für den Fall, dass das Schuldenlimit erhöht und Zahlungsunfähigkeit vermieden wird, wird das „AAA“ Rating beibehalten“.
Ein schlechteres Rating kann zu erheblich höheren Zinsen für US-Staatsanleihen führen. Dies könnte das ohnehin zaghafte Wirtschaftswachstum abwürgen und die Gefahr einer neuen Rezession heraufbeschwören.
Bereits im April hatte S&P erklärt, sie werde die Bonität der USA zwar weiterhin mit der Bestnote „AAA“ bewerten. Allerdings senke sie den Ausblick für die langfristige Beurteilung von „stabil“ auf „negativ“. Grund sei das hohe Haushaltsdefizit.
Sollte die Regierung bei den aktuellen Verhandlungen über die Schuldenobergrenze keine konkreten Ergebnisse über den Abbau der Schulden erzielen, komme die derzeit noch erteilte Bestnote „AAA“ langfristig auf den Prüfstand, meinte Moody's. Sollten Verhandlungen über die Schuldenobergrenze nicht bald vorangehen oder gar scheitern, sei diese bereits kurzfristig in Gefahr.
Noch sei von einer Einigung auszugehen - allerdings hätten sich die Kontrahenten stärker verhakt als zu erwarten war, hieß es weiter. Sollte es bei den Verhandlungen in den kommenden Wochen keine Fortschritte geben, werde die aktuelle Bewertung der Bonität überprüft.
Der Streit um die dringend notwendige Erhöhung der Schuldenobergrenze hält die US-Politik seit Wochen in Atem. Erst am Dienstag hatten Republikaner im US-Repräsentantenhaus in einem symbolischen Schritt ein Gesetz zur Erhöhung abgeschmettert. Auch ein Treffen mit Präsident Barack Obama im Weißen Haus brachte keine Lösung.
Finanzminister Timothy Geithner hatte bereits vor Monaten gewarnt, dass die derzeitige Schuldenobergrenze spätestens am 2. August erreicht sei. Wenn es bis dahin keine Einigung gebe und das Limit nicht angehoben werde, drohe Amerika die Zahlungsunfähigkeit mit „katastrophalen wirtschaftlichen Konsequenzen“.
Die Republikaner beharren darauf, dass sie nur dann einer Erhöhung zustimmen, wenn gleichzeitig drastische Einsparungen beschlossen werden. Zwar sind auch Demokraten zu Einschnitten bereit und es laufen bereits Verhandlungen zwischen Regierung und Opposition - doch eine Annäherung ist noch nicht in Sicht.