EHEC: Spanische Bauern wollen Geld sehen
Hamburg (dpa) - Spanische Landwirte wie Miguel Cazoria stehen vor den Trümmern ihrer Existenz. Cazoria hat die Gurken angebaut, die in Hamburg zunächst als Quelle der Infektionskrankheit EHEC identifiziert wurden, ehe die Gesundheitsbehörde einen Rückzieher machen musste.
Geliefert hat er sie an die Firma Frunet, einen großen Öko-Produzenten und Händler in der Provinz Málaga. Frunet exportierte sie nach Deutschland, so wie rund ein Viertel seiner Gesamtproduktion.
Nach den Warnungen der Hamburger Behörden ist der Markt für spanisches Gemüse komplett zusammengebrochen. „Wir verkaufen nichts mehr. Wir müssen die Felder mit Gurken und Zucchini abernten und das Gemüse dann vernichten“, berichtet Cazoria. Er ist mit dem Frunet-Chef Antonio Lavao nach Hamburg gekommen, um sich bitter Klage über die Hamburger Behörden zu beklagen. „Wir lassen die Qualität unserer Produkte regelmäßig von unabhängigen Instituten prüfen, die den gesamten Produktionsablauf durchleuchten“, sagte Lavao. „Noch nie wurden wir mit dem Vorwurf konfrontiert, verunreinigtes Gemüse in Verkehr gebracht zu haben.“
Die spanischen Gemüsebauern haben mit den EHEC-Infektionen nach ihrer eigenen Einschätzung überhaupt nichts zu tun. Das hätten die Tests gezeigt, die in Spanien, Deutschland und anderen Ländern sämtlich negativ ausgefallen seien. Es seien Produkte, Böden Beregnungswasser und Transportmittel untersucht worden - ohne Ergebnis. „Mir sind inzwischen tausende von Probenergebnissen bekannt, alle negativ“, sagte Ulf Lampe, Geschäftsführer des Unternehmens Analytica Alimentaria, das Lebensmittel in Spanien und Deutschland untersucht.
Bleiben die ominösen Gurken vom Hamburger Großmarkt, auf denen ein EHEC-Erreger gefunden wurde, der jedoch nicht für die Krankheitsfälle verantwortlich ist. „Es gibt erhebliche Zweifel, dass bei der Entnahme der Proben und beim Transport die nötige Sorgfalt aufgewendet wurde“, sagte die Rechtsanwältin Sabine Pellens. Das lasse sich aber noch nicht sicher sagen, weil die Zusammenarbeit mit den Hamburger Behörden schwierig sei. „Sie verweigern uns Akteneinsicht oder reagieren gar nicht.“
Die Gesundheitsbehörde habe vorschnell gehandelt, alle Verdachtsmomente gegen spanisches Gemüse hätten sich als haltlos oder nicht sorgfältig ermittelt erwiesen. So seien keine ordnungsgemäßen B-Proben zur nochmaligen Kontrolle des ersten Tests entnommen worden. Gurken der gleichen Charge hätten nachweislich keine EHEC-Bakterien enthalten.
Frunet und die Gemüsebauern prüfen nun, ob sie die Hamburger Behörden auf Schadenersatz verklagen. „Auch in so einer Situation sind Sorgfaltspflichten zu beachten“, sagte Pellens. Der wirtschaftliche Schaden ist schon jetzt enorm und steigt täglich weiter. Er liegt nach den Worten von Lavao bei 200 Millionen Euro pro Woche. Betroffen ist die gesamte spanische Agrarwirtschaft.
„Die fortdauernde Warnung vor einer Gesundheitsgefährdung durch spanische Gurken ist durch nichts gerechtfertigt und daher nicht akzeptabel“, sagte Lavao. Er fordere eine Entschuldigung und die vollständige Rehabilitierung, um wieder Vertrauen bei den Kunden gewinnen zu können. Die Behörde habe auf einen Gesprächswunsch jedoch nicht einmal reagiert.
Die Hamburger Gesundheitsbehörde verteidigte ihre Entscheidung, vor spanischen Gurken zu warnen. „Auf den Gurken war ein EHEC-Erreger, der das Potenzial hatte, krank zu machen“, sagte ein Behördensprecher. „Angesichts der Toten und Schwerkranken durch EHEC war das die richtige Entscheidung.“